Die „Ohreaue“

Trittsteinbiotope für Wasserinsekten

Die „Ohreaue“

Bild 2: Ehemalige innerdeutsche Grenze

 

Während der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die „Ohre­aue“ einen Teil des streng geschützten Grenzstreifens zwischen Ost- und West­deutsch­land (siehe Abb. 2). In dieser Zeit wurden Teile des Grenzstreifens auf sach­sen-anhaltinischer Seite nicht mehr genutzt. Dadurch konnten sich in den Auen heute selten gewordene Tier- und Pflanzenarten etablieren. Doch die Ohre selbst wurde an vielen Abschnitten begradigt und eingetieft, um die landwirtschaftliche Nutzung auf niedersächsischer Landesseite weiter aufrecht zu erhalten. Dadurch verschwanden viele wichtige Strukturen aus dem Gewässer, die diversen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienten.


Bild 3: Ohreabschnitt bei Gladdenstedt

 

Die Ohre ist dem Gewässertyp „Sandgeprägtes Fließgewässer des Tieflandes“ zu­zu­ord­nen. Typisch für diese Gewässer ist ein hoher Anteil an Totholz im Gewässer, wel­ches mannigfaltige Strukturen in das eigentlich mäandrierende und geschlängelte Gewässerbett bringt (siehe Abb. 4). Steile Abbruchkanten sowie Gehölzbewuchs aus überwiegend Schwarzerlen bis zur Uferkante sind ebenfalls typisch für diesen Ge­wäs­ser­ty­pen. Das heutige Bild der Ohre (siehe. Abb. 3) sieht jedoch in vielen Abschnitten eintönig aus. Lange gerade Abschnitte mit einer monotonen Fließgeschwindigkeit ohne diverse Strukturen. Nur wenige Insektenarten finden hier einen geeigneten Lebensraum.


Bild 4: Seitenarm der Ohre bei Brome

 

Die Blauflügel-Prachtlibelle (siehe Abb.5) z. B. ist im Larvenstadium auf freigespülte Feinwurzeln der Ufergehölze angewiesen, die ihr als Deckung dienen. Hoch­wach­sen­de krautige Pflanzen wie Großseggen (z.B. Rispen-Segge – Carex paniculata) oder Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea L.) sind für die Imagines geeignete Sitzwarten und Schlupfsubstrate. Diverse Eintagsfliegenlarven ernähren sich von dem Al­gen­wuchs, der sich auf dem im Gewässer befindenden Totholz wächst.

Bild 5: Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo), noch nicht ausgefärbtes männliches Imago.