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Mehr Strukturvielfalt für die Aller

Erste Naturschutzmaßnahme des Barben-Projektes im Landkreis Gifhorn umgesetzt

Gemeinsam mit der Wasser- und Natur- schutzbehörde, dem Unterhaltungsverband, dem Landwirt, einem Vertreter des Angelver- eins und der Aktion Fischotterschutz wurde die umgesetzte Maßnah- me, hier die eingebauten Wurzelstubben, begut- achtet.

Sogenannte Lenkbuhnen erzeugen Strömungsvari- anzen im eintönigen Wasserabfluss, gleichzei- tig bilden sie Strömungs- schatten für die Fisch- fauna.

Die Aktion Fischotterschutz e.V. hat im Rahmen des Projektes „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebens­räu­me für die Barbe“ einen ersten Gewässerabschnitt der Aller in Wilsche ökologisch aufgewertet.

Die Aller hat mit ihren zahlreichen Nebengewässern eine wichtige Funktion für die Lebensraumvernetzung und als Wanderroute zu den Laich- und Aufwuchs-, Nahrungs- oder Überwinterungshabitaten für die Fischfauna. Doch im letzten Jahrhundert wurde die Aller zu Gunsten der Nutzung ausgebaut und reguliert. Hiermit gingen natürliche Strukturen und Lebensräume im und am Gewässer sowie die ökologische Durch­gän­gig­keit verloren. Dieses hatte gravierende Folgen auf die vormals artenreiche Fischfauna. War die Barbe früher weit verbreitet, ist sie heute an der Aller und ihren Zuflüssen nur noch in wenigen Gewässern und in geringer Anzahl anzutreffen. Sie zählt heute zu den Fischarten, für deren Vorkommen und Ausbreitung Deutschland eine große Verantwortung trägt.

Um die Struktur- und Lebensraumvielfalt in der Aller wieder zu erhöhen, wurden in Kooperation mit dem Unterhal­tungs­ver­band Oberaller auf rund 200‍ m Länge verschiedene Gewässerentwicklungsmaß­nah­men umgesetzt. Mit rund 400 Tonnen Kies erfolgte der Einbau von zwei Kiesbetten auf gesamter Gewässer­breite. Kies ist für viele Fischarten, wie z.B. Barbe, Forelle und Groppe, ein wichtiges Laichhabitat.

Gleichzeitig bildet das Kieslückensystem Lebensraum für unzählige Insektenlarven. Stammhölzer, Wurzel­stub­ben und Raubäume ergänzen die Maß­nah­me, sie dienen den Fischen als Strömungsschatten und Unterstand und bieten Jungfischen Schutz vor Fress­fein­den. Wo vorher die Aller unnatürlich eintönig floss, sorgen nun Verwirbelungen für mehr Strömungsvielfalt und damit für mehr Lebensraum für Fische. Die Maß­nah­me wurde vorab mit den Behörden, dem Unterhal­tungs­ver­band und den angrenzenden Landwirten abgestimmt. Der Einbau der Strukturen erfolgte im Niedrigwasserbereich und hat keinen Einfluss auf den ordnungsgemäßen Hochwasserabfluss.

„Es freut uns sehr, dass wir im Rahmen des Barben-Projektes einen ersten Ge­wäs­ser­ab­schnitt der Aller wieder mit naturraumtypischen Strukturen ökologisch aufwerten konnten. Das kommt nun vielen Fischen, aber auch den Kleinstlebewesen im Ge­wäs­ser zugute. Die Basis der Maßnahme war die gute Zusammenarbeit mit allen Be­tei­lig­ten, vor allen mit den angrenzenden Landwirten, die eine Umsetzung der Maßnahmen ermöglichten“, erläuterte Anke Willharms von der Aktion Fischotterschutz.

„Als Anlieger war ich am Anfang skeptisch, was den Wasserabfluss und die Be­ein­träch­ti­gung meiner landwirtschaftlichen Flächen betrifft, aber das Ergebnis überzeugt mich. Es ist schön zu sehen, dass die Aller wieder vielseitig strömt und sich neue Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. Ich freue mich, dass Landwirtschaft und Naturschutz so vereinbar sind“, ergänzte der Landwirt Christian Ramme, der dort Flächen bewirtschaftet.

Das Projekt „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“ ist ein Na­tur­schutzprojekt der Aktion Fischotterschutz e.V. Ziel des Projektes ist es, durch die Verbesserung der Gewässerstrukturen neue Lebensräume für die selten gewordene Fischart Barbe im Einzugsgebiet der Aller zu entwickeln und die biologische Vielfalt insgesamt in und an den Gewässern zu fördern. Die Umsetzung der Natur­schutz­maß­nah­men erfolgt in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren.

Begleitet wird die Umsetzung der Natur­schutz­maß­nah­men durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit dem Fluss-Fisch-Mobil, das im gesamten Projektgebiet im Einsatz ist. Hiermit sollen den Menschen für die heimischen Fischarten und für die Bedeutung naturnaher Fließgewässer sensibilisiert werden. Das Barben-Projekt wird über das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und dem Land Niedersachsen bis zum Jahr 2024 gefördert.