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Weltwassertag: Aktion Fischotterschutz e.V. fordert mehr Entwicklungsraum

Aktion Fischotterschutz e.V. fordert zum Weltwassertag mehr Entwicklungsraum für lebendige Bäche, Flüsse und Moore

Mehr denn je gilt: Gewässerschutz ist Klimaschutz!

Wenn das Hochwasser im Grünland ausufern kann, werden dadurch besiedelte Bereiche und Straßen geschützt und es entwickeln sich natur- nahe Lebensräume (© Aktion Fischotterschutz e.V.).

Am Weltwassertag, dem 22. März 2021, erinnert die Aktion Fischotterschutz e.V. daran, dass in den letzten 100 Jahren viele Bäche und Flüsse vertieft, begradigt, befestigt und die Gehölze entfernt wurden, um die angrenzenden Auenflächen besser nutzen zu können. Dabei gingen viele Naturrefugien mit einer hohen Artenvielfalt verloren. Seit 18 Jahren versucht man mit der sogenannten EU-Wasserrahmenrichtlinie, dem Naturschutz bei der Nutzung der Gewässer und der Auen wieder mehr Gewicht zu verleihen. Die Gewässer­un­ter­haltung wird seit einigen Jahren naturschonender ausgeführt, ungenutzte Gewässerrandstreifen sollen in Niedersachsen in Zukunft einer weiteren ökologischen Entwicklung dienen. Aber all dieses hat bisher nur viel zu geringe Erfolge für den Naturschutz erbracht.

Bis heute sind nur wenig mehr als 1,5 % der Fließ­ge­wäs­ser in Niedersachsen in dem von der EU bis 2027 als Ziel vorgegebenen „guten oder sehr guten öko­lo­gi­schen Zustand“, wie das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz selbst feststellte. Auch beim Grundwasser gibt es keine Entwarnung. Im aktuellen Nitratbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums weisen über ein Viertel der Grundwasserproben Nitratwerte von über 50 Milligramm pro Liter auf. Damit ist es als Trinkwasser so nicht mehr nutzbar. Der Vorstandsvorsitzende der Aktion Fisch­ot­ter­schutz, Dr. Oskar Kölsch, resümiert nach 18 Jahren Was­ser­rah­men­richt­linie: „Es muss viel mehr Geld in die Hand genommen werden, um die Fließgewässer- und Moorlebensräume zu revitalisieren sowie das Grundwasser besser zu schützen. Den Gewässern muss mehr Entwicklungsraum zugestanden und mehr Moorlandschaften wiedervernässt werden, damit sich unsere Enkel und deren Enkel noch an Fischotter, Biber, Kranich, Moorfrosch, Grüner Flussjungfer und Ringelnatter sowie ihren typischen Lebensräumen erfreuen können.“

Die Aktion Fischotterschutz setzt sich schon seit 42 Jahren für einen ganzheitlichen Gewässer- und Auenschutz und eine stärkere Berücksichtigung der naturnahen bzw. nachhaltigen Nutzung von Still- und Fließgewässern sowie des Grundwassers ein. Denn Fließgewässer, Seen, Feuchtwiesen und Moore erbringen vielfältige Öko­sys­tem­leis­tun­gen und erfüllen viele, auch für den Menschen wichtige Funktionen.

Sie sind Lebensräume für eine Vielzahl von hochgradig bedrohten und seltenen Tier- und Pflanzenarten, sind Energielieferanten, Trinkwasserspeicher und Nah­er­ho­lungs­ge­bie­te. Intakte Flussauen und Moore dienen dem Hochwasserschutz, da sie wie Schwämme in der Landschaft bei Hochwasser große Wassermengen speichern und nur langsam wieder abgeben. Darüber hinaus nehmen sie Flusssedimente auf und lagern darin große Mengen Kohlenstoff ab. Sie sind Kohlendioxidspeicher und damit wichtige Klimastabilisatoren.

„Um bis 2027 in allen Fließgewässern den ,guten ökologischen Zustand´ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen, bedarf es einer großzügigeren Fi­nan­zaus­stat­tung und einer Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen. Der gesellschaftliche Wert von Mooren, lebendigen Gewässern und ihren Auen und der damit zusammenhängenden biologischen Vielfalt kann gar nicht hoch genug angesetzt werden“, so Dr. Oskar Kölsch. Die Aktion Fischotterschutz e.V. hat beispielsweise mit Mitteln des Bun­des­um­welt­mi­ni­steriums, des Niedersächsischen Umweltministeriums, des Landkreises Gif­horn, der Niedersächsischen Umweltstiftung und vieler anderer Förderer intensiv an der Revitalisierung der Ise-Niederung gearbeitet, in die wildlebende Fischotter und Biber, aber auch Kraniche, Fischadler, Grüne Flussjungfer sowie viele andere Vogel- und Insektenarten wieder zurückgekehrt sind. Über 500 Hektar wurden hier und an anderen Flüssen für die Natur und die Menschen gerettet.

Weitere Projekte zur Revitalisierung von Gewässerlebensräumen und zum Schutz von Auenlandschaften werden aktuell an der Aller, der Fuhse, der Wietze, der Lehrde, am Gohbach, der Alster, der Oker und an der Ohre durchgeführt. Um die volle Funktions­fä­hig­keit von Flussauen wiederherzustellen oder zu verbessern werden Flächen aufgekauft oder dauerhaft gepachtet, Acker in Grünland umgewandelt, ungenutzte Randstreifen eingerichtet, Gehölzstreifen gepflanzt, Ufer abgeflacht, Totholz und Kies als Lebensraumelemente und zum Laichen eingebracht und die Gewäs­ser­un­ter­hal­tung soweit wie möglich reduziert. Wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Um­set­zung ist in allen Fällen die sorgfältige und vorherige Abstimmung mit Flä­chen­ei­gen­tümern, Landwirten, den Unterhaltungsverbänden sowie den Naturschutz- und Wasserbehörden.

Der Weltwassertag wurde am 22. März 1993 zum ersten Mal von den Vereinten Na­tio­nen ausgerufen. Ziel ist es, auf die besondere Bedeutung des Wassers als Le­bens­ele­ment, als Ressource und Lebensraum hinzuweisen. Der Weltwassertag 2021 steht unter dem Motto: „Wert des Wassers“ („Valuing Water“). Mit diesem Motto wollen die Vereinten Nationen die Menschen dazu aufrufen, sich die lebenswichtige Be­deu­tung von Wasser bewusst zu machen und seinen unermesslichen Wert für das Leben auf der Erde anzuerkennen. Dies geht weit über den finanziellen Ge­sichts­punkt hin­aus und umfasst auch den ökologischen, sozialen sowie kulturellen Wert von Wasser.