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Naturschutz und Landwirtschaft arbeiten zusammen

Gemeinsam werden Säume mit heimischen Blütenpflanzen geschaffen.

Bauprojekt im Wildpark Niedersachsen

Kilian Jacobs (Landwirt aus Gamsen, re.) und Lunja Ernst (Aktion Fischotterschutz e.V.) zeigen, wo die mehrjäh- rigen Blühsäume aus heimischen Wildpflanzen entstehen sollen.

In Kooperation mit der Aktion Fischotterschutz e.V. will der Landwirt Kilian Jacobs aus Gifhorn-Gamsen an fünf ausgewählten Standorten blühende Säume an seinen Feldrändern schaffen. Durch den Einsatz von re­gio­na­lem Wildpflanzensaatgut handelt es sich um eine öko­lo­gisch besonders wertvolle Maßnahme.

Mit der Idee, gemeinsam etwas Sinnvolles für Insekten und andere Lebewesen zu tun, kam Landwirt Jacobs auf Lunja Ernst von der Aktion Fischotterschutz zu. Im letzten Jahr hatten beide bereits beim Bau von Hoch­was­ser- und Naturschutzmaßnahmen an der Ise er­folg­reich zusammengearbeitet. „Die Kooperation hat Spaß gemacht und bei gemeinsamen Aktivitäten kommt man am besten ins Gespräch“, erklärt Jacobs. „Land­wirt­schaft und Naturschutz können gemeinsam viel er­rei­chen“, ergänzt Ernst. „Deshalb ist es so wichtig, ge­mein­sa­me Ziele zu haben und voneinander zu ler­nen.“

Heimische Wildsamen haben für den Landwirt und auch für den Naturschutz viele Vorteile. Die mehrjährigen Blütenpflanzen können sich über etliche Jahre erhalten. Dadurch hat der Landwirt im Vergleich zu ein- oder zweijährigen Blühstreifen weniger Arbeit, und die Natur hat Zeit sich zu entwickeln. Hierbei liegt der Fokus nicht auf Ästhetik, bzw. wie Schönheit nach menschlichem Verständnis definiert wird. Typisches Beispiel hierfür wären die blauen Farbakzente, die von reinen Phacelia-Blühstreifen ausgehen.

Die aus Amerika stammende Phacelia, auch Büschelschön oder Bienenweide ge­nannt, stellt zwar Nektar für Insekten bereit, dieser ist allerdings nur über eine kurze Zeit verfügbar, und nicht alle Insektenarten profitieren davon. Heimische Wildpflanzen blühen zu unterschiedlichen Zeiten über das Jahr verteilt, woran sich die un­ter­schied­li­chen Insektenarten in Biologie und Lebensweise angepasst haben. „Der Natur, aus der wir die Agrarprodukte ernten, möchten wir auch etwas zurückgeben. Wir wollen auf unseren Blühflächen Insekten und anderen Tierarten Nahrungsquellen, Rück­zugs-, sowie Überwinterungsmöglichkeiten bieten“, betont Kilian Jacobs.

An fünf Standorten rund um Gamsen legt der engagierte Landwirt einjährige Blüh­flä­chen an, die auch über die Wintermonate hinweg unberührt bleiben. Um die Flächen zusätzlich aufzuwerten, werden auch mehrjährige, naturnahe Blühsäume ausgesät. „Am Rande der fünf Standorte geben wir damit Insekten Platz und mehrere Jahre Zeit, damit Eier und Larven der Tiere sich entwickeln können. Einjährige Blühstreifen mit nicht-ein­hei­mi­schen Pflanzen sind per se nicht falsch“, erklärt Lunja Ernst. „Sie brin­gen aber we­ni­ger Naturleistung als man im ersten Moment glaubt“.

Auch in Zukunft soll die Zusammenarbeit weitergeführt werden. Die Aktion Fisch­ot­ter­schutz e.V. arbeitet nun seit über 30 Jahren in Naturschutzprojekten mit Landwirten zusammen. Landwirtschaft und Naturschutz zusammenzubringen wird aktuell immer mehr Bedeutung gewinnen. Beide Seiten können in vielen Punkten voneinander pro­fi­tie­ren, wie dieses lokale Modellprojekt zeigt.