Natürlich etwas anders
„Natur“ wird gemeinhin gleichgesetzt mit „Leben“. Mittels der Biologie (Bios = das Leben) setzen wir uns mit ihr auseinander. Und so scheint es folgerichtig zu sein, dass der Schutz der Natur, der Naturschutz, vorrangig als eine biologische Disziplin betrachtet wird. Doch reicht das aus, um die Naturschutzprobleme, die doch vom Menschen gemacht sind, zu lösen?
Für die Aktion Fischotterschutz ist Naturschutz auch und vor allem ein soziales Phänomen. Unsere gesellschaftlichen und kulturellen Sichtweisen und Wertmaßstäbe bestimmen, was wir unter Natur verstehen und was es zu schützen gilt.
Die Erde ist reich genug für jedermanns Bedarf,
aber nicht für jedermanns Gier.
Mahatma Ghandi
Umwelt ist Mitwelt
Naturschutz und Umweltschutz sind spätestens seit den 1980er Jahren in aller Munde. Doch wessen Umwelt oder Natur soll da eigentlich geschützt werden? Und vor wem?
Mit dem Begriff Umwelt- und Naturschutz verbindet sich landläufig die Vorstellung eines Schutzes „der Natur“ vor dem Menschen und durch den Menschen. Hier wird also ganz offensichtlich eine Grenze gezogen zwischen der “Naturwelt” und der “Menschenwelt”. Für die Aktion Fischotterschutz ist der Mensch jedoch unzweifelhaft ein Bestandteil des Naturhaushaltes. Auch der Mensch lebt, somit ist er selbst Natur und zugleich Teil derselben. Zwar hat er sich zur dominanten Spezies entwickelt, doch ist er dadurch von den Prozessen des Naturkreislaufes nicht unabhängig geworden. Wir müssen begreifen, dass diese ebenso wie die anderen Organismen auf diesem Planeten nicht unsere „Umwelt“, sondern unsere „Mitwelt“ sind.
Leben will leben inmitten von Leben, das leben will.
Albert Schweitzer
Natur lebt
Die Sehnsucht nach „paradiesischen“ Zuständen verstellt uns zuweilen den Blick dafür, dass es diese nie gab. Auch bevor der Mensch vor rd. 8.000 Jahren begann, sesshaft zu werden und diesen Planeten nach seinen Vorstellungen zu verändern, befand sich die Erde in einem steten Wandel.
Zugegeben, dieser hat sich durch das Wirken des Menschen erheblich beschleunigt. Doch Stillstand und Kontinuität gäbe es auch ohne den Menschen nicht. Deshalb zeugt es von einem problematischen Naturverständnis, wenn man glaubt, Naturschutz könne bestimmte Zustände in Landschaften oder Ökosystemen konservieren. Für die Aktion Fischotterschutz ist Natur etwas sehr Lebendiges, Dynamisches, sich ständig Veränderndes. Deshalb bedeutet für sie Naturschutz, diese Dynamik zu gewährleisten und zu fördern.
Natur entwickeln
Viel zu häufig begegnet man auch heute noch dem Glauben, der Mensch sei in der Lage, die unzähligen wechselseitigen Prozesse des Naturhaushaltes vollständig zu verstehen oder gar planerisch nachzuempfinden. Ein Fehlschluss, denn mit keinem noch so hohen Aufwand an Maschinen oder Geräten kann die Vielfalt und Dynamik „nachgebaut“ werden, die für den Ablauf von Prozessen in Ökosystemen typisch ist.
Für die Aktion Fischotterschutz bedeutet daher Naturschutz nicht die Fortsetzung der Dominanz der vom Menschen gemachten Technik über natürliche Prozesse. Sie will Natur nicht gestalten, sondern die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen, damit sich die Funktionen und Prozesse des Naturhaushaltes unter Einschluss des Menschen möglichst ungehindert entwickeln können.
Natur reserviert
Noch nicht einmal 10 % der Landfläche Deutschlands sind als Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturschutzgebiete oder Schutzgebiete nach europäischem Recht ausgewiesen. Schutzgebiete sind unbestreitbar notwendig. Doch es reicht bei Weitem nicht aus, nur einige Reservate gegen menschliche Übergriffe zu schützen.
Unserer Meinung nach kann es nicht sinnvoll sein, die Welt in 10 % „Schutzgebiete“ und 90 % „Schmutzgebiete“ aufzuteilen.
Deshalb steht für die Aktion Fischotterschutz das Aufspüren schützenswerter Reservate und Rote-Liste-Arten im Hintergrund. Sehr viel wichtiger ist uns die Frage nach Lösungsmöglichkeiten für Störungen des Naturhaushaltes in den ungeschützten Landschaftsbereichen. Denn: Naturschutz muss auf 100 % der Fläche praktiziert werden!
Naturschutz integriert
Sicherlich kann und muss dies in unterschiedlicher Ausprägung geschehen, denn schließlich ist der Einfluss des Menschen auf die Ökosysteme auch sehr verschieden. Und letztlich wird es nicht möglich sein, alle Interessen auf ein und derselben Fläche absolut gleichberechtigt zu berücksichtigen. Die Aktion Fischotterschutz sieht daher den Naturschutz als eine Handlungsdisziplin im Spannungsfeld zwischen den ökologischen Wechselwirkungen des Naturhaushaltes und den sozio-ökonomischen bzw. kulturellen Ansprüchen des Menschen.
Ihr Ziel ist es, den Naturschutzgedanken zum selbstverständlichen Bestandteil aller menschlichen Handlungen zu machen und ihn damit nachhaltig zu verankern.
Innovation natürlich
Fast täglich werden dank intensivierter Forschung und immer besser werdender Analysenmethoden neue „Umweltprobleme“, d.h. Belastungen des Naturhaushaltes erkennbar. Die Beschleunigung von Prozessen aller Art, die auf die Natur wirken, trägt ihr Übriges dazu bei. Stellvertretend für diese „neuen“, immensen Herausforderungen seien der Klimawandel und die stetig wachsende Erdbevölkerung genannt.
Durch die Globalisierung verschärfen sich zudem die Konflikte, längst hat unser Konsum nicht nur direkten Einfluss auf die Lebensräume und – gemeinschaften auf der anderen Seite der Erdhalbkugel, sondern gefährdet ganze Völker in ihrer Existenz. Nur selten können diese Probleme mit althergebrachten Mitteln gelöst werden. Sie fordern vielmehr neue, innovative Lösungsansätze. Im Interesse eines effizienten Einsatzes ihrer knappen personellen und materiellen Ressourcen wäre es für die Aktion Fischotterschutz geradezu verschwenderisch, Problemlösungen nachzuahmen, die andere längst gefunden haben und anwenden. Dies ist vorrangig eine Aufgabe für den behördlichen Naturschutz und die flächendeckend vertretenen Naturschutzverbände.
Die Aktion Fischotterschutz sieht deshalb ihre Aufgabe vorrangig in der Entwicklung neuer Lösungsmöglichkeiten und deren modellhafter Anwendung und Verbreitung.
Naturschutz professionell
Die Aktion Fischotterschutz setzt auf die Professionalisierung des privaten Naturschutzes. Damit stellt sie sicher, dass die Anforderungen an Spezialkenntnisse und Qualifikationen auch im Naturschutz stetig wachsen. Und letztlich verschafft sie dem Naturschutz in Konkurrenzsituationen mit anderen Interessengruppen Chancengleichheit, denn schließlich lassen auch diese sich von hauptberuflich tätigen und z. T. hoch qualifizierten Kräften vertreten.
Die Aktion Fischotterschutz gehört zu den nach § 63 Bundesnaturschutzgesetz anerkannten Naturschutzverbänden. Somit wird sie regelmäßig aufgefordert, Stellungnahmen im Rahmen der Verbandsbeteiligung zu Eingriffen in Natur und Landschaft abzugeben. Diese Stellungnahmen beziehen sich hauptsächlich auf Wasserrecht, Naturschutzverordnungen und Bauleitplanung.
Mit dem, der zugehörigen GN-Gruppe Naturschutz GmbH eingegliederten PINK Planungsbüro werden zudem praktische Auftragsarbeiten im Naturschutz, wie z.B. Kartierungen oder Ausarbeitung und Umsetzung von Managementplänen durchgeführt.
Wir meinen die Natur zu beherrschen, aber wahrscheinlich hat sie sich nur an uns gewöhnt.
Karl Heinrich Waggerl
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