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Barben-Projekt - Großartige Abschlussveranstaltung!

Aktion Fischotterschutz e.V. präsentiert die Ergebnisse des Barben-Projekts im Haus der Wissenschaft.

Gruppenbild v. l. n. r.: Matthias Geng (Vor- stand Aktion Fischotterschutz e.V.), Anke Willharms (Abteilungsleiterin Aktion Fisch- otterschutz e.V.), Sabine Riewenherm (Präsidentin Bundesamt für Naturschutz), Sören Brose (Projektleiter des Barben-Projekts), Christian Meyer (Umweltminis-ter Niedersachsen). © Aktion Fischotter- schutz e.V..

Aktion Fischotterschutz setzt Revitalisierungsmaßnahmen, Umweltbil­dung mit dem Fluss-Fisch-Mobil und enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Akteuren zur Förderung der Barbenbestände und Erhöhung der biologischen Vielfalt um.

Von Ende 2018 bis Ende 2024 ist die Aktion Fischotterschutz im Rahmen des Projektes „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“ im südöstlichen Niedersachsen im Einzugsgebiet der Aller aktiv. Bei der Projekt-Abschlussveranstaltung am 23. August im Haus der Wis­sen­schaf­ten in Braun­schweig wurden die Ergebnisse des Projektes nach sechs Jahren Lauf­zeit vorgestellt. Der feierliche Anlass wurde begleitet von den Projekt­part­nern, der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Sabine Riewen­herm, und dem niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer. Mit rund 100 Teilnehmenden waren zudem viele Kooperations­partnerinnen und -partner aus den Behörden, Unterhaltungsverbänden und Angelvereinen anwesend, die das Projekt über die Jahre begleitet und unterstützt haben.

Ziel des Barben-Projektes war es, die Nebenflüsse der Aller abschnitts­weise ihrem natürlichen Zustand wieder näher zu bringen, um neue Lebensräume für die selten gewordene Fischart Barbe zu entwickeln und die biologische Vielfalt in und an den Gewässern zu fördern.

In den sechs Jahren hat das Projektteam viel erreicht: 23 Revitalisierungsmaßnahmen, die auf die hohen Lebensraum­ansprüche der Barbe abgestimmt waren, wurden an 11 Gewässern umgesetzt. Um wieder Laichhabitate für die Barbe und kiesliebende Fische anzulegen, wurde mit 12.000 Tonnen Kies wieder natürliches und oft fehlendes Hartsubstrat in die Gewässer zurückgebracht. Über 500 Flussholzelementen, im Gewässer verankerte Wurzelstubben, Raubäumen und Lenk­buh­nen, bilden Unterstände für die Fischfauna und fördern die Struktur-, Strömungs- und Lebensraumvielfalt. Auch die Ufer und Auen wurden mitbetrachtet. Dort wo die Möglichkeit bestand, wurden zur Beschattung der Gewässer 580 hei­mi­sche Bäume und Sträucher gepflanzt und eine Vielzahl von Uferabflachungen vernetzen nun wieder das Gewässer mit der Aue. Außerdem wurde eine Flutmulde als temporäres Feuchtbiotop angelegt, ein Uferrandstreifen entlang eines Ackers für den Naturschutz gepachtet und ein altes Wehr entnommen, um ein Wanderhindernis für Fische und Klein­lebe­wesen abzubauen.

Um dies alles zu erreichen, wurden die Akteurinnen und Akteure vor Ort intensiv in die Planung eingebunden und die Maß­nahmen den örtlichen Gegebenheiten angepasst. Eine enge Zusammenarbeit fand mit den jeweiligen Unter­hal­tungs­ver­bänden und Angelvereinen statt. Diese unterstützten die Maßnahmen des Barben-Projektes und beantragten oftmals zu­sätz­li­che Gelder, um die Maßnahmen zu ergänzen. Auch die Aktion Fischotterschutz e.V. selbst akquirierte noch weitere Finanzmittel, um eine höhere Anzahl an Maßnahmen umzusetzen oder diese räumlich auszuweiten. So konnten neben den Mitteln des Barben-Projektes noch weitere 825.000 € für Naturschutzmaßnahmen eingeworben werden, so dass rund neun Kilometer Fließgewässerstrecke in der Projektlaufzeit revitalisiert wurden. Hervorzuheben sind hierbei Gewässer wie die Lehrde im Landkreis Verden, die Oker im Landkreis Gifhorn und die Fuhse in der Region Hannover. Mit jeweils vier Maß­nah­men wurde eine Perlenkette an strukturreichen und vielfältigen Gewässerabschnitten entwickelt.

Dass sich die revitalisierten Gewässerabschnitte positiv auf die Fischfauna ausgewirkt haben, wurde durch eine mehr­jäh­ri­ge fischereiliche Untersuchung im Barben-Projekt eindrucksvoll gezeigt. Hierfür wurden Daten von 91 Fisch­be­stands­er­he­bun­gen ausgewertet. Es zeigte sich, dass nicht nur strömungsliebende Arten wie die Barbe von den Struktur­ver­bes­se­run­gen profitierten. An den meisten Maßnahmenstrecken wurde ein Anstieg der allgemeinen Fischdichte nachgewiesen. Die neu entwickelten Lebensräume wurden von der Fischfauna schnell besiedelt und trugen so zur Verbesserung der Arten­viel­falt und Ökologie der Gewässer bei.

Begleitet wurde die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und Um­welt­bil­dung. Mit dem Fluss-Fisch-Mobil wurde Jung und Alt auf verschiedenste Weise die Bedeutung naturnaher Fließgewässer als Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten und nicht zuletzt auch für den Menschen nähergebracht. An rund 150 Ein­sätzen war das Mobil im Projektgebiet unterwegs und über 2.300 Teilnehmende untersuchten - mit Watstiefel und Kescher ausgerüstet - den heimischen Bach und lernten die Wasserlebewesen kennen. Insbesondere für SchülerInnen und Lehrer­kräfte ein spannendes Erlebnis in der Natur, das von den Schulen gerne angenommen wurde, und vielen auch nach Pro­jekt­ende noch im Bewusstsein bleiben wird.

„Die vielen Maßnahmen, die umgesetzt wurden und die positiven Rückmeldungen, die wir bei der Evaluation des Projektes erhalten haben, zeigen, dass das Barben-Projekt sehr erfolgreich war. Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Unterstützung vieler engagierte Akteure vor Ort konnten wir gemeinsam diese Erfolge erreichen und die fischereilichen Untersuchungen zeigen eindeutig, dass es sich lohnt! Nicht nur für die Barbe, die stellvertretend für viele andere Wasser­le­be­we­sen in unseren Gewässern steht, sondern auch für uns Menschen“, so Anke Willharms und Sören F. Brose von der Ak­ti­on Fischotterschutz.

Bei der Abschlussveranstaltung stellten Projektleiterin Anke Willharms und Fischereiwissenschaftler und Biologe Sören F. Brose die Ergebnisse des Barben-Projektes vor. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es mit den Teilnehmern zu zwei umgesetzten Naturschutzmaßnahmen an die Oker und an die Fuhse. Vor Ort wurden die Maßnahmen detailliert er­läu­tert und gemeinsam besichtigt.

BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm zeigte sich begeistert: „An den Gewässern wurde nicht nur viel Kies bewegt, sondern auch Berge versetzt, um Akzeptanz für die geplanten Maßnahmen zu schaffen – und das mit großem Erfolg. Lebensräume konnten wiederhergestellt werden und dort, wo Maßnahmen umgesetzt wurden, haben Barben zum Teil schon wenig spä­ter gelaicht. Intakte Gewässer sowie ihre Auen sind Zentren der biologischen Vielfalt und können einen großen Beitrag zum Biotopverbund leisten.“


Hier finden Sie den Film "6 Jahre Barben-Projekt - Gewässerentwicklung im südöstlichen Niedersachsen" auf YouTube.


Das Barben-Projekt wird im Bundes­pro­gramms "Bio­lo­gi­sche Vielfalt" durch das Bun­des­amt für Natur­schutz mit Mit­teln des Bundes­um­welt­mi­nis­te­ri­ums sowie durch das Land Niedersachsen bis Ende 2024 gefördert.


Mehr Information unter: www.barben-projekt.de.