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Kleine Aller – Neue Lebensräume

Gewässer- und Auenentwicklung in Tülau

Im Oberlauf der Kleinen Aller, in der Gemeinde Tülau, hat die Aktion Fischotterschutz e. V. in drei Abschnitten das Fließgewässer und das Ufer auf rund 750 m naturnah aufgewertet. Die Maß­nahmenumsetzung erfolgte im Rahmen des Aller-Projekts und wurde u.a. zusammen mit dem Unterhaltungsverband Oberaller umgesetzt.

Die neu angelegten Feuchtbiotope
in Tülau werden bald Fischen Rückzugs-
möglichkeit bieten und Amphibien
und Libellen neue Lebens­räume.



Naturnahe Fließgewässer bieten durch ihre unterschiedlichen Strukturen, wie z. B. Uferabbrüche, unterspülte Wurzeln, Kiesbänke und Totholz im Gewässerbett, vielen Wasser­lebe­wesen Lebens­räume und Schutz. Gleichzeitig bilden Stillgewässer und feuchte Senken in der Aue naturraum­typische Biotope für viele heimische Pflanzen- und Tierarten, wie z. B. Amphibien und Libellen. Durch die Begradigung und den Ausbau gingen diese wertvollen Biotope an und in der Kleinen Aller verloren. Heute ist der Gewässerverlauf überwiegend monoton gestaltet, die Sohle stark versandet und die Aue unterliegt der landwirtschaftlichen Nutzung.

Mit dem Ziel wieder auentypische Biotope an der Kleinen Aller zu entwickeln, konnte angrenzend an die bestehende naturnahe Laufverlegung in Tülau eine 2.200 qm große Ackerbrache angekauft werden. Hier wurden zwei Feuchtbiotope angelegt, ein Rückzugsraum für die Fischfauna, mit einer dauerhaften Verbindung zur Kleinen Aller, und abgrenzend davon ein großes Feuchtbiotop, für z. B. Amphibien, Libellen sowie heimischen Pflanzenarten.

Durch leichte Verlegung des
Gewässerverlaufs und den Einbau
von Kies und Totholz wurde die
Kleine Aller ökologisch aufgewertet.

 

Entlang dieser Fläche und zwei flussaufwärts gelegenen Gewässerabschnitten wurde zudem die Struktur- und Strömungsvielfalt in der Kleine Aller aufgewertet. Hierfür wurden abschnittsweise Kiesbetten, Lenkbuhnen und Wurzelstubben wechselseitig ins Gewässer eingebracht. Kiesbetten stellen wichtige Laichhabitate für die Fische dar und Wurzelstubben bieten vielen Wasser­lebe­wesen Lebens­raum und Schutz. Wo vorher die Kleine Aller monoton und natur­fern floss, ist nun ein mäandrierender Stromstrich zu erkennen. Zudem wurden die Ufer partiell abgeflacht, um das Gewässer besser mit der Aue zu vernetzen. Hierbei entstanden temporäre, feuchte Senken, aber auch steile Ufer, die insbesondere für den Eisvogel Nistmöglichkeiten bieten werden.  

Im obersten Gewässerabschnitt wurde zudem der schnurgrade Verlauf der Kleinen Aller in drei Bereichen natur­nah verlegt und das Gewässerbett zusätzlich mit Kies und Totholz aufgewertet, so dass die Kleine Aller nun wieder mäandriert und strömt. Zudem wurde noch eine bestehende Sohlrampe, mit einem Absatz von ca. 30 cm,  mit Kies abgebaut, damit sie nun für die Wasser­lebe­wesen durchgängig ist. Die Uferabflachungen in den drei Gewässerabschnitten werden mit rund 150 heimischen Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Alle Maß­nahmen wurden mit dem angrenzenden Landwirt und Eigentümer der Flächen, der Familie von Weyhe, dem Unterhaltungsverband und den Behörden abgestimmt.

Bei einer gemeinsamen Besichtigung der
Maßnahmen mit der Aktion Fischotterschutz,
dem Unterhaltungsverband Oberaller, der
Wasser­behörde und dem Anlieger der
Flächen wurde die Maßnahme besichtigt.

„Ich freue mich sehr, dass wir in guter Zusammenarbeit mit allen Beteiligten diese Maßnahmen umsetzen und so wieder neue Lebens­räume für die heimischen Tier- und Pflanzenarten im und am Gewässer entwickeln konnten. Ein besonderer Dank gilt hierbei dem Eigentümer und Anlieger der angrenzenden Ackerflächen, der Familie von Weyhe aus Tülau, die diese Maßnahme durch den Verkauf einer Fläche erst ermöglichte und die Umsetzung unterstützt hat. Ohne dies und ohne die Akzeptanz dieser Maßnahmen sowie das Engagement des Unterhaltungsverbandes wäre diese wunderbare Naturschutzmaßnahme nicht möglich gewesen“, so Anke Willharms, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Aktion Fischotterschutz. „Ich kenne noch den alten Verlauf der Kleinen Aller und es ist schön zu sehen, dass die Kleine Aller sich nun wieder schlängelt und Landwirtschaft und Naturschutz einher gehen können“, sagte Wolfgang von Weyhe aus Tülau.

Das „Aller-Projekt – Verbindung von Lebens­räumen zur Erhöhung der biologischen Vielfalt“ ist ein Naturschutzprojekt der Aktion Fischotterschutz, das durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums sowie der Volkswagen AG gefördert wird. Ziel des Projektes ist es, die biologische Vielfalt an den Gewässern und Auen der Aller und ihrer Nebengewässer nach­hal­tig zu steigern. Dafür werden bis 2018 Naturschutzmaßnahmen an den Gewässern und be­glei­tende Umweltbildungsprogramme mit dem Aller-Mobil durchgeführt.