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Revitalisierung an der Lehrde
Die Lehrde im Landkreis Verden ist aufgrund ihres weitgehend naturnahen Verlaufes ein wichtiges Laich- und Aufwuchshabitat für viele Fischarten. Im Rahmen des Barben-Projektes der Aktion Fischotterschutz und in Kooperation mit dem Landkreis Verden wurden 1.000 Meter der Lehrde im Unterlauf bei Wittlohe ökologisch aufgewertet. Unterstützt wurde dies durch die Flächeneigentümer.
Als kiesgeprägtes Fließgewässer wäre die Lehrde ein idealer Lebensraum für Fischarten wie die Barbe und die Bachforelle, die zum Laichen gut durchströmte Kiesbetten benötigen. Jedoch wurde die Lehrde im Unterlauf durch Gewässerausbau und -regulierung beeinträchtigt und der natürliche Kiesanteil fehlt oder ist übersandet. Heute ist die Lehrde in vielen Abschnitten zu breit und durch eine monotone Strömung sowie eine starke mobile Sandfracht gekennzeichnet, die viele Lebensräume im Gewässer zerstört. Ziel war es daher, die Lebensraumvielfalt im Gewässer für die anspruchsvolle Barbe zu erhöhen und Laich-, Aufwuchs- und Nahrungsräume zu entwickeln. Hiervon profitiert nicht nur die Barbe, sondern viele andere Fischarten und Kleinstlebewesen sowie die biologische Vielfalt insgesamt.
Da sich die Lehrde in Privatbesitz befindet, war die Zustimmung der Flächeneigentümer eine Grundvoraussetzung. Alle Planungen wurden mit den Eigentümern, dem Unterhaltungsverband und den Behörden abgestimmt.
„Es ist schön zu sehen, wie vielfältig die Lehrde nun wieder fließt, und dass neue Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten entwickelt werden konnten. Ich habe hier eine tolle Unterstützung von privaten Flächeneigentümern, der Kirche und den Bewirtschaftern erfahren, die diese Naturschutzmaßnahmen mitgetragen haben. Ohne diese gute Zusammenarbeit, auch mit dem Unterhaltungsverband und den Behörden, wäre dies nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich mich bei allen herzlich bedanken“, sagt Anke Willharms von der Aktion Fischotterschutz.
Zur Erhöhung der Substratvielfalt und zur Anlage von Laichhabitaten für Kieslaicher wurde mit rund 800 Tonnen Kies das natürliche Hartsubstrat ins Gewässer zurückgebracht. Um die Versandung der Kiesbetten zu reduzieren, musste der Querschnitt eingeengt und die Fließgeschwindigkeit erhöht werden. Hierfür wurden Kiesbetten beidseitig, wechselseitig oder in Kombination mit Strömungslenkern eingebracht. Zur Erhöhung der Lebensraumvielfalt wurden zusätzlich Wurzelstubben, Raubäume und Lenkbuhnen aus Totholz eingebaut. Hierdurch wurden wichtige Lebensräume für Kleinstlebewesen und Unterstände für die Fischfauna entwickelt sowie die Ufer vor Abbrüchen geschützt. Kies und Totholz sind Bestandteile eines jeden Fließgewässers und von Revitalisierungsmaßnahmen.
Um die Vernetzung von Aue und Gewässer zu verbessern, wurde eine erhöhte Uferrehne partiell abgetragen und eine Flutmulde angelegt, die sich bei höheren Wasserständen mit Wasser füllt und einen temporären Lebensraum ausbildet. Ergänzt wird dies durch eine Gehölzpflanzung mit rund 170 standorttypischen Bäumen und Sträuchern am Südufer der Lehrde, so dass langfristig eine Beschattung des Fließgewässers erreicht wird. Entlang einer Ackerfläche konnte ein Uferrandstreifen langfristig für Naturschutzmaßnahmen angepachtet werden, der nun eine wichtige Pufferzone zwischen Landwirtschaft und Gewässer bildet.
Im Rahmen des Barben-Projektes wurden 600 m Fließgewässerstrecke aufgewertet. Ergänzt wurde dies durch eine Maßnahme des Landkreises Verden auf weitere 400 m Länge.
Das Projekt „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“ ist ein Naturschutzprojekt der Aktion Fischotterschutz e.V.. Ziel des Projektes ist es, durch die Verbesserung der Gewässerstrukturen neue Lebensräume für die selten gewordene Fischart Barbe im Einzugsgebiet der Aller zu entwickeln und die biologische Vielfalt insgesamt in und an den Gewässern zu fördern. Die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen erfolgt in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Begleitet werden sie durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit dem Fluss-Fisch-Mobil, das im gesamten Projektgebiet im Einsatz ist. Hiermit sollen die Menschen für die heimischen Fischarten und für die Bedeutung naturnaher Fließgewässer sensibilisiert werden.
Das Barben-Projekt wird über das Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms "Biologische Vielfalt" mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und über das Land Niedersachsen bis zum Jahr 2024 gefördert.
Bildnachweise (© Aktion Fischotterschutz e.V.)
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