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Revitalisierungsmaßnahme an der unteren Oker umgesetzt

Dritte Revitalisierungsmaßnahme der Aktion Fischotterschutz an der unteren Oker umgesetzt.

Bereits bei mittlerem Wasserstand ist zu erkennen, dass das gesicherte Flussholz die Strömungsdynamik verbessert. Die langen Befestigungspfähle werden ge- kürzt, sobald der Pegel wieder sinkt (© Aktion Fischotterschutz e.V.).

Der Holzpfosten markiert eine Böschungs- absenkung. Der erkennbare Rohboden lässt erahnen, dass die Oker (links im Bild) ohne die Absenkung nicht auf die rechts- liegende Fläche übergetreten wäre (© Ak- tion Fischotterschutz e.V.).

In der Gemeinde Didderse wurde Anfang des Jahres im Rahmen des Barben-Projektes der Aktion Fischotterschutz e.V. eine weitere Revitalisierungs­maßnahme auf 300 m Länge an der Oker fertiggestellt. Um wieder mehr Strukturen, Dynamik und vielfältige Lebensräume für die anspruchsvolle Fischart Barbe herzustellen, wurden über 600 Tonnen Kies, sechs Lenk­buhnen aus Eichenstämmen, sieben große Wurzelstöcke und sieben Rau­bäume in die Oker eingebaut und gesichert.

Nachdem die Wahl auf den Gewässerabschnitt nördlich der Gemeinde­gren­ze zu Neubrück gefallen war, begann die Planung der Maßnahme bereits im Frühjahr 2022. Der Abschnitt war geprägt von einer unnatürlich sandigen und mobilen Gewässersohle, einer durchgehend steilen und hohen Bö­schung und einer geringen Beschattung durch Ufergehölze. Um das Ent­wick­lungs­potential des Abschnitts besser einschätzen zu können, wurde zusätzlich eine Kartierung bedeutsamer Flussstrukturen durchgeführt, die als Grundlage für die Detailplanung der Revitalisierungsmaßnahme diente. Ziel war es, die Ökologie des Gewässers und die festgestellte Flussdynamik durch den Einbau unterschiedlicher Strukturen wie Kies und Flussholz, gezielt zu fördern, aber auch die östlich angrenzende Fläche aufzuwerten.

Diese zu großen Teilen brachliegende Fläche liegt zwar im Über­schwem­mungs­gebiet der Oker, ist aber in den Sommermonaten sehr trocken, so dass eine forstwirtschaftliche Nutzung in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden ist. Bei einem gemeinsamen Ortstermin mit den Eigentümern der Fläche, dem Realverband Schweineweiden-In­ter­es­sen­ten­schaft Didderse, zeigten die Flächeneigentümer und Eigentümerinnen großes Interesse an der Naturschutzmaßnahme. „Aus dem Gespräch und dem großartigen Entgegenkommen der Schweineweiden-In­ter­es­sen­ten­schaft ergab sich hier die Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und durch die stellenweise Absenkung der hohen Uferbö­schung dem Fluss bei hohen Wasserständen mehr Raum zu geben und gleichzeitig die Vernässung der östlichen Fläche zu verbessern“, erklärt Sören Brose, der die Maßnahme im Barben-Projekt der Aktion Fischotterschutz e.V. geplant hat.

Nach Absprache mit allen Beteiligten und einer Analyse der Entwicklung der Überschwemmungsflächen nach Ufer­ab­fla­chung wurden am östlichen Ufer des Gewässerabschnitts insgesamt vier Absenkungen vorgenommen. Wenige Wochen nach Fertigstellung der Maßnahme ging eine Hochwasserwelle durch die Oker. Als sich zeigte, dass die Oker an diesen Stellen wieder leichter über ihr Ufer treten kann und die anliegende Fläche stellenweise überflutet wurde, war die Freude groß.

„Die Vernetzung zwischen Aue und Fluss hat durch die intensive Umgestaltung unserer Flüsse zu Gunsten der Schiffbarkeit und des Wasserabflusses in den vergangenen Jahrhunderten stark abgenommen. Diese Vernetzung ist aber ein Kern­ele­ment intakter Fließgewässer und ihrer Auen, deren Wiederherstellung insbesondere im Hintergrund des Klimawandels und der abnehmenden Niederschlagsmengen eine große Herausforderung für den Naturschutz in den kommenden Jahren sein werden“, so Brose weiter.          

Im kommenden Herbst soll die Maßnahme noch durch die Pflanzung von Gehölzen auf der östlichen Fläche und im öst­li­chen Uferbereich ergänzt werden, um die Entwicklung eines standorttypischen, temporär überfluteten Auwaldes zu fördern.

Nun strömt es wieder vielfältig in der Oker, und der eher monotone Flussverlauf wird durch die verankerten Fluss­holz­strukturen stellenweise unterbrochen. Die Kiesbänke und -schwellen bieten kieslaichenden Fischen wie der Barbe oder der Bachforelle Laichplätze und Aufwuchslebensraum für deren Jungfische. Nicht zuletzt ist durch das entgegengebrachte Vertrauen und die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Didderse, den angrenzenden Flächeneigentümern und Be­wirt­schaftern, dem Landkreis Gifhorn und dem Unterhaltungsverband Oker ein weiteres Trittsteinbiotop entstanden, welches die Oker ökologisch aufwertet und die Vernetzung von Biotopen verbessert.


Das Projekt „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“ ist ein Naturschutzprojekt der Aktion Fisch­ot­ter­schutz e.V. Ziel des Projektes ist es, die Fischart Barbe wieder im Einzugsgebiet der Aller zu stärken und ihre Ausbreitung sowie die biologische Vielfalt in den Fließgewässern im südöstlichen Niedersachsen zu fördern.

Die Um­setzung der Naturschutzmaßnahmen erfolgt in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Begleitet wird die Um­setzung der Naturschutzmaßnahmen durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit dem Fluss-Fisch-Mobil, das im gesamten Projektgebiet im Einsatz ist. Hiermit sollen die Menschen für die heimischen Fischarten und für die Be­deu­tung naturnaher Fließgewässer sensibilisiert werden. Das Barben-Projekt wird über das Bundesamt für Natur­schutz im Rah­men des Bundes­pro­gramms "Bio­lo­gi­sche Vielfalt" mit Mitteln des Bundes­um­welt­mi­nis­te­ri­ums und über das Land Niedersachsen bis zum Jahr 2024 gefördert.

Mehr Information unter: www.barben-projekt.de

Ansprechpartner:

Aktion Fischotterschutz e.V.
Anke Willharms
Sudendorfallee 1
29386 Hankensbüttel

Telefon: 05832 – 9808-34
E-Mail: a.willharms@otterzentrum.de
Internet: www.otterzentrum.de