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Fachtagung zum Thema Wasserrückhalt im OTTER-ZENTRUM

"Verbesserter Wasserrückhalt in Gewässer und Aue". Nachschau zur Präsenzveranstaltung vom Freitag, dem 10.11.2023.

Karl-Heinz Jährling (Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt) verdeutlichte mit seinem Vortrag die Notwendigkeit, eine Kehrt- wende beim Wasserrückhalt und der Ge- wässerentwicklung herbei zu führen (© Aktion Fischotterschutz e.V.).

Ronald Möws (Aller-Ohre-Ise-Verband) zeigte, welche Maßnahmen in der Region umgesetzt werden und stellte sich den Fragen des Publikums (© Aktion Fisch- otterschutz e.V.).

Wie kann es gelingen, das kostbare Wasser länger in der Landschaft zu hal­ten und somit unsere Flüsse und Bäche fit gegenüber klimatischen Ver­än­de­run­gen zu machen? Diese und weitere Fragen wurden bei einer Fachtagung im OTTER-ZENTRUM Hankensbüttel öffentlich erörtert und diskutiert.

Die Aktion Fischotterschutz e.V. hatte im Rahmen des Barben-Projekts hoch­ka­rätige Gewässerkundler und Forscher aus verschiedenen Disziplinen und Regionen eingeladen, ihre Erkenntnisse und Ideen rund um das Thema „Verbesserter Wasserrückhalt in Gewässer und Aue – Erhöhung der Klimaresilienz für Fließgewässer“ zu präsentieren.

Das breitgefächerte Publikum aus Vertretern der Wasser- und Naturschutz­be­hör­den, Unterhaltungsverbänden, Landnutzung und Angel- und Natur­schutz­ver­ei­nen kam aus verschiedenen Bundesländern angereist und beteiligte sich rege an den Diskussionen. Mit über 90 Teilnehmern war der Veranstaltungsraum des OTTER-ZENTRUMS bis auf den letzten Platz belegt, was die Relevanz dieses Themas zeigt.

Das Wort eröffneten Matthias Geng, Vorstand der Aktion Fischotterschutz und Anke Willharms, Projekt- und Abteilungsleiterin. „Wir erleben zwar gerade die nassesten Herbstmonate seit einigen Jahren, dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Klimawandel uns in den ver­gan­ge­nen Jahren extrem trockene Sommermonate beschert hat“, so Matthias Geng. „Die Auswirkungen der Niedrigwasserrekorde und der aus­ge­trock­ne­ten Flussbetten sind insbesondere in den vom Menschen stark veränderten Flüssen zu sehen, mit dramatischen Folgen für die Ökosysteme, die Bio­di­ver­si­tät und die Flächennutzung“, ergänzte Anke Willharms.

In den sieben darauffolgenden Vorträgen wurden die klimatischen Ver­än­de­run­gen und die Auswirkungen nicht nur auf die Fließgewässer, sondern auf die gesamte Landschaft beleuchtet. Der jahrzehntelang betriebene Ge­wäs­ser­aus­bau und die intensive Entwässerung der Landschaft führen in Zeiten der Wasserknappheit und fallender Grund­was­ser­stände zu fatalen Folgen.

Bei den Vorträgen wurden die verschiedenen Handlungsfelder aufgezeigt, wie die Klimaresilienz des Landschafts­was­ser­haus­haltes und der Fließgewässer erhöht werden kann. Unter Resilienz versteht man die Widerstandsfähigkeit des Öko­sys­tems Fluss, akute klimatische Extremereignisse wie Trockenheit durch Anpassungsfähigkeit zu überstehen. Dabei hat ein natürliches Ökosystem in der Regel eine höhere Resilienz als ein stark veränderter und ausgebauter Fluss.

  • Prof. Dr.-Ing. Markus Disse von der TU München stellte neben einigen Grundlagen zum Wasserhaushalt auch verschiedene Methoden zum Rückhalt von Niederschlagswasser vor, von der Siedlung über den Forst bis zu landwirtschaftlichen Flä­chen. Außerdem präsentierte er den aktuellen Stand der Erarbeitung eines Modells zur Wirkungsvorhersage verschiedener Methoden des Wasserrückhalts in der Kulturlandschaft.
     
  • Im Anschluss folgte Karl-Heinz Jährling vom Landesdienst für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt. Er zeigte die drastischen Auswirkungen des Gewässerausbaus und des Klimawandels auf Fließgewässer in Sachsen-Anhalt, die Notwendigkeit von Wasserrückhalt in künstlichen Gewässern sowie die Möglichkeiten zum Rückhalt des Wassers in Flüssen und Bächen durch naturnahe Umgestaltungen auf.
     
  • Dr. Christian Wolter vom Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei zeigte die Auswirkung von Stauanlagen im Fließgewässer auf die Fischfauna am Beispiel der Barbe auf. Er betonte ausdrücklich, dass eine Vernetzung der be­nö­tig­ten Habitate bestehen muss, um die Populationen zu erhalten.
     
  • Umgesetzte Maßnahmen zum verbesserten Wasserrückhalt und große Revitalisierungsmaßnahmen an Lippe und Emscher präsentierte Nicolai Bätz von der Emsergenossenschaft/Lippeverband.
     
  • Ronald Möws vom Aller-Ohre-Ise-Verband stellte umgesetzte Maßnahmen in der Region vor, die die Flüsse an Niedrigwasserzeiten anpassen, aber auch die Hoch­was­ser­situation berücksichtigen.
     
  • Prof. Dr. Volker Zahner von der Hochschule Weihenstephan –Triesdorf wies auf die Be­deu­tung des Bibers für den Wasser­rückhalt hin und stellte Forschungsergebnisse hierzu aus ausgewählten Gewässern in Bayern vor.
     
  • Zum Abschluss berichteten Anke Willharms und Sören Brose über den aktuellen Stand des Barben-Projektes. Es wurden die 2023 umgesetzten Revitalisierungsmaßnahmen vorgestellt und die neuesten Ergebnisse der fischereilichen Unter­suchung zur Erfolgskontrolle der Gewässermaßnahmen präsentiert.

Die Vorträge sind auf der Internetseite des Barben-Projekts zum Download zur Verfügung gestellt.

„Die hohe Resonanz auf unsere Einladung und die spannenden, konstruktiven Diskussionen zeigen die Aktualität dieses Themas. Nicht nur wir, sondern auch die Teilnehmer konnten wichtige Impulse für die weitere Arbeit mit nach Hause nehmen“, resümiert Sören Brose, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Aktion Fischotterschutz. „Wir freuen uns, über diese gelungene Veranstaltung. Wichtig ist nun, dass versucht werden muss, die Erkenntnisse zeitnah umzusetzen, ein weiter so ist nicht möglich“, ergänzt Anke Willharms.


Das Projekt „Artenvielfalt in der Aller – Neue Lebensräume für die Barbe“ ist ein Naturschutzprojekt der Aktion Fisch­ot­ter­schutz e.V. Ziel des Projektes ist es, die Fischart Barbe wieder im Einzugsgebiet der Aller zu stärken und ihre Ausbreitung sowie die biologische Vielfalt in den Fließgewässern im südöstlichen Niedersachsen zu fördern.

Die Um­setzung der Naturschutzmaßnahmen erfolgt in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Begleitet wird die Um­setzung der Naturschutzmaßnahmen durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit dem Fluss-Fisch-Mobil, das im gesamten Projektgebiet im Einsatz ist. Hiermit sollen die Menschen für die heimischen Fischarten und für die Be­deu­tung naturnaher Fließgewässer sensibilisiert werden. Das Barben-Projekt wird über das Bundesamt für Natur­schutz im Rah­men des Bundes­pro­gramms "Bio­lo­gi­sche Vielfalt" mit Mitteln des Bundes­um­welt­mi­nis­te­ri­ums und über das Land Niedersachsen bis zum Jahr 2024 gefördert.

Mehr Information unter: www.barben-projekt.de


Ansprechpartner:
Anke Willharms
Aktion Fischotterschutz e.V.
Sudendorfallee 1
29386 Hankensbüttel
Telefon: 0 58 32 – 98 08-34
E-Mail: a.willharms@otterzentrum.de
Internet: www.otterzentrum.de