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Fischotter und Biber auf dem Vormarsch

Naturschutzprojekt im „Grünen Band“ an der Ohre soll auch den Menschen nutzen.

Das sogenannte "Grüne Band", der ehemalige Grenzstreifen zwischen der DDR und der Bun­des­re­pu­blik, ist deutschlandweit eines der wichtigsten Landschafts­elemente zur Vernetzung von Lebensräumen und zugleich Rückzugsort einer ganzen Reihe seltener und bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Es ist zudem in vielen Bereichen eines der letzten Wildnis-Areale in der genutzten Landschaft. Ein Teil dieses „Grünen Bandes“ ist der Oberlauf der Ohre, von der Quelle bei Wittingen im Landkreis Gifhorn bis an den Naturpark Drömling. In diesem Bereich führt die Aktion Fischotterschutz seit Kurzem ein Ge­wäs­ser­schutz­vor­haben durch, das insbesondere den dort wieder zurückkehrenden seltenen Säugetierarten Fischotter und Biber bessere Überlebensmöglichkeiten schaffen soll.

Fischotter und Biber sind im letzten Jahrhundert in vielen Regionen Deutschlands ausgestorben. Erst in diesem Jahrhundert setzt eine Rückkehr dieser am und im Wasser lebenden Säugetiere ein. Doch diese Rückkehr erfolgt nicht konfliktfrei. Projektleiter Dr. Oskar Kölsch von der Aktion Fischotterschutz weiß zu berichten: „Fischotter fressen schon einmal Fische aus Privatteichen und Biber fällen Bäume und Sträu­cher, stauen kleinere Gewässer an oder unterhöhlen die Uferbereiche. Wichtig ist es deswegen, mit den Nutzern vor Ort zu reden und Eigentümer und Pächter von Flächen am Gewässer für den Naturschutz und den Schutz von Biber und Fischotter zu gewinnen“. 
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Ohre mit Biberdamm

Nicht nur diese Konflikte, sondern auch der Straßenverkehr kann eine Wieder­aus­brei­tung der Tiere gefährden. „Insbesondere Fischotter kommen bei ihrer nächtlichen Nahrungssuche zunehmend auf Straßen ums Leben, weil die Brü­cken­bau­werke vielerorts nicht besonders wildtierfreundlich gestaltet sind und die Tiere dann über die Straße ausweichen“, erläutert Dr. Oskar Kölsch.

Deswegen sollen nun an der Ohre unter den befahrenen Brücken speziell für die scheuen Bachbewohner Uferrandstreifen angelegt werden. Neben diesen so­ge­nannten „Bermen“ sind un­ge­nutzte Bereiche am Gewässer für Biber und Fisch­ot­ter in der Kulturlandschaft zum Überleben notwendig. Beide Tiere leben in Rand­strei­fen am Gewässer, die naturnah fließen und mit einem stand­ort­ty­pischen Baum- und Strauchbestand am Ufer ausgestattet sein sollten. Nur dort finden sie Nahrung, können sich verstecken oder ihre Jungen aufziehen. Deshalb werden von den Naturschützern Randstreifen gepachtet oder angekauft und aus der Nutzung genommen, Kies in das Gewässer eingebracht oder Bäume und Sträucher angepflanzt. Neben diesen vielfältigen Ge­wäs­serschutz-Maß­nahmen sollen auch Einrichtungen zur Erholung und für den Tourismus ge­schaf­fen werden. So ist geplant, dass ein Aussichtsturm bei den Ohreseen in Brome einen Blick über das dort vorhandene Naturschutzgebiet und die Ohreseen ermöglicht. Ein Radrundweg und Touren mit GPS-Geräten werden derzeit erarbeitet.

Die Touren sollen aber nicht nur die Natur am „Grünen Band“ an der Ohre er­leb­bar machen, sondern auch zum nahe gelegenen OTTER-ZENTRUM führen, wo der Fischotter und seine Verwandten aus der Familie der Marder in ihren Lebens­räu­men zu sehen sind. In diesem einzigartigen Naturerlebniszentrum kann man von den Mitarbeitern auch mehr über Fließgewässerprojekte und speziell das Ohre-Projekt erfahren. Denn hier arbeiten nicht nur die Tierpfleger, die während der Öffnungszeiten von Gehege zu Gehege gehend Schau­füt­te­rungen von Fisch­ot­ter, Dachs und Co. durchführen, sondern auch die Ge­wäs­ser­ex­perten, die das Ohre-Projekt betreuen.

Gefördert wird dieses aus mehreren Bausteinen bestehende Projekt durch das Programm „Natur erleben in Niedersachsen“, die niedersächsische Bingo-Um­welt­stiftung, die Europäische Union, über LEADER mit kommunaler Ko­fi­nan­zie­rung, die Kultur- und Sozialstiftung der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg und die Vattenfall Europe Umweltstiftung.