Maßnahmen

Maßnahmen

Die erkannten Defizite sollen im Rahmen des Projektes vermindert oder zumindest modellhaft behoben werden. Dazu wurden im Rahmen der Planungsphase ein Leitbild und ein Konzept zur Entwicklung der Lebendigen Alster entwickelt und für die erfolgreiche Umsetzung ein Bündel von realisierbaren Maßnahmenmodulen arbeitet.

Umgesetzte Maßnahmen

Aktionstage an der Alster

Um der Alster den fehlenden Kies zurückzugeben und für mehr Strömungsvielfalt in der Alster zu sorgen, findet jährlich im Herbst ein großer Aktionstag  unter dem Motto „Gemeinsam für eine Lebendige Alster” statt. Z.b. beteiligten sich vom 19. bis 22. Oktober 2011 mehr als 100 Helferinnen und Helfer an den Einsätzen an der Alster. 170 Tonnen Kies wurden dabei in die Alster eingebaut.

Mit Abschluss der Maßnahme waren dann Rauschen und Kiesdepots fertiggestellt. In den schneller fließenden Abschnitten der flachen Rauschen soll der Kies vom Feinsediment freigehalten werden. Das durchströmte Kieslückensystem bietet dann Kleintieren und Fischlarven ideale Lebensbedingungen. Außerdem sind Arten wie die Meerforelle auf solche Kiesbänke zum Laichen angewiesen. 

Fachtagung im Forum Alstertal

Von der Elbe in die Alster – wo liegen die Defizite und wie sind sie zu beheben? Jedes Jahr wird zumindest eine Fachtagung in Hamburg durchgeführt, bei der  spannenden Fragen zur Gewässerentwicklung diskutiert werden. Bis zu  100 Experten und Teilnehmer können dann  begrüßt werden.

Die  Beiträge reichen von Themen zu den biologischen und strukturellen Rahmenbedingungen, zu konkreten Maßnahmen bis zum Denkmalschutz und der Freizeitnutzung. Natürlich wird dort auch immer über den aktuellen Stand des Projektes berichtet. Die z.T. intensiven Diskussionen zeigten das hohe Interesse an solchen Veranstaltungen in Hamburg.

Maßnahmenmodule

Für die Umsetzung wurden insgesamt 8 Module entwickelt.

1) Durchgängigkeit von der Elbe in die Alster – Elbe und Nebenge­wäs­ser gehören zusammen

Die Alster mit ihrem schmalen Grüngürtel stellt einen wichtigen Wanderweg für viele Tierarten dar. In der Innenstadt von Hamburg versperren Schleusen und Wehre den Weg. Glatte und steile Wände prägen die Ufer der kanalisierten Alster. Für ufer- und gewässerwandernde Tierarten ist die Alster in diesen Abschnitten als Ausbreitungskorridor untauglich. Anspruchsvolle Tier- und Pflanzenarten finden keinen Lebensraum und können ihre Nahrungs- oder Vermehrungsgebiete nicht erreichen. Langfristiges Ziel ist ein Korridor von der Alster bis zur Elbe. Eine Ideenstudie für Maßnahmen für diesen Abschnitt wurde in Auftrag gegeben. Einzelne Maßnahmen sollen als Piloten im Alsterfleet installiert werden.

2) Auenentwicklung – Die Alster ist mehr als der Wasserkörper

Natürliche Auen sind durch wechselnde Wasserstände und zeitweise Überschwemmungen gekennzeichnet. Sie weisen eine sehr hohe Artenvielfalt auf. Sie sind Kinderstube, Lebensraum sowie Wanderungsrouten von Pflanzen und Tieren und spielen somit im Biotopverbundsystem unserer Fließgewässer eine zentrale Rolle.

Naturnahe Auenrestbestände gibt es in Hamburg nur noch wenige, davon mehrere an der Alster, die in Teilen von Erlenbrüchen und Stillgewässern gesäumt ist. Der Verlust von naturnahen Auen hat entscheidend zur Zerschneidung der Lebensräume in der Stadt beigetragen.

Die Entwicklung der verbliebenen Auenbereiche der Alster und ihrer Nebengewässer ist daher ein zentrales Anliegen des Projektes Lebendige Alster.

3) Ufer – Schnittstelle zwischen Wasser und Land

Wertvoll ist aber auch der unmittelbare Uferbereich, der eine ökologisch wichtige Verbindung zwischen Gewässer und Land darstellt. Die Wurzeln der Bäume ragen ins Wasser und bilden Unterstände für die Fische. Uferröhricht bietet Versteck und Brutmöglichkeit für viele Tiere. Diese wertvolle Zone kann auf wenigen Metern Breite auch in der Stadt vielerorts wieder naturnah gestaltet werden. Auch Privatanlieger beteiligen sich. Beispielsweise ließ ein Anlieger sein Ufer absenken, sodass ein wertvoller neuer Feuchtlebensraum entstand.

4) Totholz – Holz im Wasser: so wertvoll wie im Wald

In jedem natürlichen Gewässer findet sich Holz. Für den Lebensraum Bach ist es von hoher Bedeutung. In fast allen hamburgischen Gewässern herrscht jedoch Mangel an Totholz, da es ständig aus den Gewässern entnommen wird.

Bei Sturm oder durch Erosionsprozesse gelangen Äste oder ganze Baumstämme auf natürliche Weise in die Fließgewässer. Dort hat dieses „Totholz“ eine besondere Bedeutung für die Lebewelt. An Totholzansammlungen bilden sich tiefe Ausspülungen, sogenannte Kolke, die größeren Fischen als Unterstand dienen. Kies und Sand werden ausgespült und neu sortiert - wertvolle Kies- und Sandbänke entstehen. Für Kleintiere stellen das Holz und die sich auf ihm bildenden Bakterien- und Algenrasen eine wichtige Nahrungsquelle dar. Wo ein Kieslückensystem in der Sohle fehlt, kann Totholz als Ersatzlebensraum dienen.

In der Stadt wird schwimmendes oder bewegliches Holz regelmäßig aus den Bächen entfernt, da es sich bei Hochwasser zu Barrieren zusammenschieben und so Schäden verursachen kann. Diese Praxis hat über Jahre dazu geführt, dass in vielen Gewässern der Totholzanteil viel zu gering ist. In enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden wird im Rahmen des Projekts „Lebendige Alster“ wieder mehr Totholz in die Alster eingebracht.


Befestigung von Baustämmen in der Alster.

5) Kies – Fundamente für das Leben im Fluss

Das Kieslückensystem der Gewässersohle ist der wichtigste Teillebensraum in unseren Fließgewässern. Er wurde in vielen Gewässern durch den Gewässerausbau zerstört. Die Wiederherstellung von Kiessohlen in einigen Gewässerabschnitten ist daher ein wichtiges Modul des Projekts "Lebendige Alster".

Auf das Lückensystem zwischen Kies und Steinen sind fast alle Kleintiere angewiesen. Forelleneier entwickeln sich hier und Fischlarven finden Schutz vor Fressfeinden. Viele Kleintiere ernähren sich von den Bakterien und Algen, die im Lückensystem auch unter der Sohloberfläche noch wachsen können. Diese bilden außerdem einen Biofilm, der für den Großteil der natürlichen Selbstreinigung der Gewässer verantwortlich ist. Aber auch die höheren Pflanzen wie Wasserstern und Wasserhahnenfuß profitieren vom Kies, da sie auf einer von mobilem Sand bewegten Sohle kaum Halt finden.

Die Alster und ihre Nebengewässer wurden in den letzten Jahrhunderten immer wieder ausgebaut. Dabei wurden ihre natürlichen Kiessohlen auf vielen Abschnitten vollständig entfernt. Die Sohle bietet sogar in der dicht bebauten Stadt noch Möglichkeiten, Verbesserungen des Gewässerlebensraumes vorzunehmen.

Im Rahmen von Aktionstagen mit freiwilligen Helfern oder indem Firmen beauftragt werden, wird Kies als Strömungslenker, Kiesbank oder Kiesrauschen in die Alster eingebracht.

6) Sanddrift – Der Weg des Sandes

Die Sohle von vielen Fließgewässern besteht aus unterschiedlichen Anteilen von Kies und Sand. Vor allem Kies ist ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere. Auf verschiedenen Pfaden werden im städtischen Raum große Mengen Sand in die Gewässer eingetragen, der dort wüstengleich die natürlichen Strukturen überdeckt.

In den Hamburger Gewässersystemen bilden vor allem Kies und Sand in unterschiedlichen Anteilen die natürlichen Strukturen der Bachsohle. Auch sandige Sohlabschnitte stellen in naturnahen Gewässern wertvolle Lebensräume dar. Hamburgs Gewässer leiden jedoch, wie viele Gewässer im städtischen Raum, unter massivem Sandeintrag. Der Sand gelangt von versiegelten Flächen über die Kanalisation oder direkt durch Erosionsprozesse in das Gewässer. Die Folge: eine „Walze“ aus mobilem Sand bewegt sich über die Sohle und bedeckt sie wie ein Leichentuch. Das für viele Tiere als Lebens– und Reproduktionsraum wichtige Kieslückensystem wird dadurch verdeckt. Aus diesem Grund muss der Sandeintrag reduziert werden, bzw. der bereits im Gewässer befindliche Sand wieder entnommen werden.

7) Umweltbildung

Die Vereinten Nationen haben bis 2015 die Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen. Im Projekt "Lebendige Alster" wird die naturnahe Entwicklung der Fließgewässer mit Umweltbildungsangeboten verknüpft. Im städtischen Umfeld ist es für Kinder und Jugendliche schwierig, in direkten Kontakt mit Natur und Umwelt zu kommen. Sowohl die Medien als auch die ausschließlich theoretische Wissensvermittlung im Schulunterricht geben Kenntnisse nur unvollständig weiter. Junge Menschen orientieren sich erfahrungsgemäß an konkreten und praktischen Problemen. „Spielend lernen“ oder „selbst etwas machen“ sind häufig genannte Stichworte. Das Projekt „Lebendige Alster“ will in Kooperation mit Schulen Kinder und Jugendliche für Naturerfahrung begeistern sowie intensives Wahrnehmen und die Neugierde auf Natur „direkt vor der Haustür“ an der Alster und ihrer Nebengewässer ermöglichen und fördern.

Im Rahmen des Projektes wurden Unterrichtsmaterialien erstellt.

8) Beteiligung

Miteinander – das vorhandene Wissenspotenzial nutzen. Um das Know-how der Anlieger und Interessierten zu nutzen, wurden die Bürger beteiligt. In einem Beteiligungsprozess wurden zum einen die Ideen und Anregungen der Anlieger und Interessierten zur ökologischen Entwicklung der Alster und Nebengewässer in die Planungen aufgenommen, zum anderen sollen mögliche Konflikte so frühzeitig entschärft werden. Langfristig soll dies auch den Erfolg und die Akzeptanz des Projektes sichern.


Projektbüro

Aktion Fischotterschutz e.V.
OTTER-ZENTRUM
29386 Hankensbüttel

Dr. Maike Buchwald
Tel.: 05832 - 980812
Fax: 05832 - 980851
E-Mail: M.BUCHWALD@otterzentrum.de