Der Ausgangszustand
Der Ausgangszustand
Die Ise-Niederung liegt im nordöstlichen Niedersachsen und mündet bei Gifhorn in die Aller. Das Einzugsgebiet der Ise befindet sich fast vollständig im Landkreis Gifhorn. Im Norden grenzt es an den Landkreis Uelzen, im Osten an die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt und im Süden an die Kreisstadt Gifhorn. Das Gewässersystem der Ise entwässert eine Fläche von ca. 420 qkm und umfasst ca. 450 km Wasserläufe, wovon 42 km auf den Hauptlauf entfallen.
Die Ise und die von ihr abhängigen Landökosysteme sowie Feuchtgebiete wurden seit über 150 Jahren kontinuierlich überformt. Der umfassendste Ausbau erfolgte von den 1950er bis in die 1970er Jahre in Verbindung mit dem Bau des Elbe-Seitenkanals. Im Rahmen von Flurbereinigungen wurde große Abschnitte der Ise begradigt, befestigt und neu verlegt. Damit einher ging der Tiefenumbruch von Niedermoor- und Grünlandstandorten.
Erst durch den starken Eingriff in den Wasserhaushalt wurde der Ackerbau im flussnahen Bereich ermöglicht. Die Zunahme des Ackerbaus auf Kosten der Grünlandwirtschaft führte zu einer sehr hohen Unterhaltungsintensität. Eine bedeutende Folge dieser Landschaftsveränderungen war, dass ab Mitte der 1960er Jahre keine Nachweise des Fischotters mehr erbracht werden konnten und diese Tierart als ausgestorben galt.
1987, beim Start des Ise-Projekts, gab es im Gebiet der alten Bundesländer nur noch weitgehend voneinander isolierte Fischotter-Restpopulationen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie Bayern und Vorkommen in den angrenzenden neuen Bundesländern. Das Gewässersystem der Ise, an dem bis in die 1960er Jahre eine fortpflanzungsfähige Fischotter-Population bestand, bot sich deshalb als ein modellhaft zu entwickelndes Bindeglied für eine Populationsvernetzung zwischen den östlichsten Fischotter-Vorkommen in Niedersachsen und den westlichsten Vorkommen im heutigen Sachsen-Anhalt an.
Das Einzugsgebiet der Ise präsentierte sich in den Voruntersuchungen als intensiv genutzte und strukturarme Kulturlandschaft. Im gewässernahen Bereich überwog 1988 die Ackernutzung mit 43% der Fläche (Grünland 32%, Wald 15%, Wege, Bebauung 10%). Diese Form der Flächennutzung mit der damit verbundenen Dränierung der Flächen führte zu einem schnellen Wasserabfluss und erheblichen Nährstoffeinträgen in die Ise. Das Grünland in der Ise-Niederung wurde überwiegend intensiv bewirtschaftet, sodass nur noch wenige Gräser- und Kräuterarten nachzuweisen waren. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Tierwelt, so konnten z. B. unter den Brutvögeln nur noch wenige Tiere einiger niederungstypischer Arten nachgewiesen werde. Die Anzahl der im Bereich der Ise-Niederung lebenden Weißstörche ging zurück.
Die regelmäßige, jährlich zweimalige Mahd der Uferböschungen und der Wasserpflanzenbestände führte zu einer strukturarmen und baumlosen, kanalgleichen Ise.
Der Sauerstoffhaushalt war zwar ausgeglichen, die Konzentrationen der sogenannten Pflanzennährstoffe, Nitrat und Phosphat, lagen jedoch weit über den Grenzwerten für die Gewässergüteklasse II (mäßig belastet).
Im Gewässer dominierten wenige Allerweltsarten und in weiten Bereichen war die Libellenfauna als artenarm einzustufen. Einige für Fließgewässer typische Libellenarten, wie z. B. die Gemeine und die Grüne Keiljungfer, oder auch Großmuscheln waren kaum noch nachzuweisen. Die Fischfauna zeigte zwar noch nahezu das gesamte typische Arteninventar eines Heidegewässers, jedoch waren die Bestände hinsichtlich ihres Altersaufbaus und der Populationsgrößen gestört.
Seit 1987 ist die Aktion Fischotterschutz e.V. Trägerin des Ise-Projekts, das ab 1990 vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMU) als Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E) gefördert wurde. Im Jahr 1987 begannen die ersten Bestandserhebungen und Untersuchungen in der Ise-Niederung. Es folgte eine Bewertungs- und Planungsphase, an die sich (1990-2000) die Umsetzung der Maßnahmen anschloss. Parallel zu der Umsetzung wurde die Planung fortgeschrieben und die wissenschaftliche Begleitung begonnen. Seit 1995 sind die Maßnahmen weitgehend abgeschlossen. In einem wissenschaftlichen Monitoringprogramm werden die eingeleiteten Entwicklungen dokumentiert und die Effizienz der Maßnahmen überprüft. Die Ergebnisse der langjährigen Untersuchungsreihen und die Konsequenzen für die Entwicklung und Umsetzung kooperativer Naturschutzprojekte werden in der BfN-Schriftenreihe „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ veröffentlicht.
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