Hintergrund
Hintergrund
Bereits auf der UN-Umweltkonferenz in Stockholm 1972 wurde zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass zu einer dauerhaften Verbesserung der Lebensverhältnisse aller Menschen vor allem die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten sind und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit nötig ist. Im gleichen Jahr legte der Club of Rome seine wegweisende Studie „Die Grenzen des Wachstums“ („The Limits to Growth“) vor.
Trotz der Erdölkrise zu Beginn der 70er Jahre mit autofreien Sonntagen und sich abzeichnenden Umweltkatastrophen dauerte es noch 15 Jahre bis 1987 die nach ihrer Vorsitzenden Gro Harlem Brundtland benannte Kommission ihren Bericht („Our Common Future“) über die zukünftige Entwicklung der Menschheit veröffentlichte. In ihm wurde zum ersten Mal das Leitbild für eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung (sustainable development) entworfen, welches mit dem Begriff „nachhaltige Entwicklung“ ins deutsche übersetzt wurde. Danach ist eine Entwicklung nachhaltig, wenn sie „(…) den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“ Abgezielt wird auf einen gerechten Ausgleich (wirtschaftlich, ökologisch und sozial) zwischen den Staaten des Nordens und des Südens (betrifft die Gegenwart) sowie zwischen den Generationen (betrifft die Zukunft).
Die Gründe für die Zunahme des Artenschwunds, die Schuldenkrise der Entwicklungsländer, Flächenverbrauch, Rohstoffraubbau, Klimawandel und Armut, um nur einige Beispiele zu nennen, sind in einem Wirkungszusammenhang zu sehen und nicht durch einen sektoralen Politikbereich oder eine Einzeldisziplin zu lösen. Der Brundtland-Bericht verlangt eine solche umfassende Strategie, die die Entwicklungs- und Umweltaspekte integriert betrachtet. Durch veränderte Lebensstile sowie am Leitbild der Nachhaltigkeit ausgerichtete Produktions-, Denk- und Verhaltensweisen sollen interkulturelle und intergenerationale Konflikte bewältigt werden.
Fünf Jahre später, 1992, gelang auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro ein Durchbruch zumindest auf der diplomatischen Ebene. Die Delegierten von rund 180 Staaten unterzeichneten fünf Abkommen, unter anderem die Biodiversitätskonvention, die Klimaschutzkonvention und die Agenda 21 als globales Aktionsprogramm für eine nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert. Es sollten Lösungen für die drängenden Probleme der Menschheit in den Bereichen Wirtschafts-, Umwelt-, Sozialpolitik und globale Entwicklung gefunden werden. Hinter allen Aktivitäten steht die Erkenntnis, dass der Menschheit nur eine Erde für die Befriedigung der jetzigen und kommenden Bedürfnisse zur Verfügung steht. Insbesondere die Industrieländer agieren so, als hätten sie noch ein paar „Ersatzerden“ im Schrank. Ein Hauptkritikpunkt an der Agenda 21 wird in ihrer fehlenden Verbindlichkeit gesehen. In Kapitel 36 der Agenda 21 wird der Bildung eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung zugewiesen:
„36.3 Bildung/Erziehung einschließlich formaler Bildung, öffentliche Bewußtseinsbildung und berufliche Ausbildung sind als ein Prozeß zu sehen, mit dessen Hilfe die Menschen als Einzelpersonen und die Gesellschaft als Ganzes ihr Potential voll ausschöpfen können. Bildung ist eine unerläßliche Voraussetzung für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und die Verbesserung der Fähigkeit der Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen. Während die Grunderziehung den Unterbau für eine umwelt- und entwicklungsorientierte Bildung liefert, muß letzteres als wesentlicher Bestandteil des Lernens fest mit einbezogen werden. Sowohl die formale als auch die nichtformale Bildung sind unabdingbare Voraussetzungen für die Herbeiführung eines Bewußtseinswandels bei den Menschen, damit sie in der Lage sind, ihre Anliegen in bezug auf eine nachhaltige Entwicklung abzuschätzen und anzugehen“. (Agenda 21, S. 261).
Im Kapitel 33 der Agenda 21 findet sich zum Thema Finanzierung folgende interessante Aussage, die möglichen Kritiken an der Umsetzung den Wind aus den Segeln nimmt:„33.4 Untätig zu bleiben, könnte höhere Kosten verursachen als die Umsetzung der Agenda 21. Untätigkeit schmälert die Wahlmöglichkeiten künftiger Generationen.“ (Agenda 21, S. 244).
Da die großen Erfolge bei der Umsetzung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung ausbleiben, nimmt die Generalversammlung der UNO (2002) die Empfehlung der Johannesburg-Konferenz (Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung) aus demselben Jahr auf und ruft für die Jahre 2005 – 2014 eine Weltdekade zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ aus. Die UNESCO wird als führende Institution („lead agency“) mit der Umsetzung betraut. Ziel der Weltdekade ist es, durch Bildungsmaßnahmen die auf der Rio-Konferenz beschlossene und in Johannesburg bekräftigte Agenda 21 umzusetzen und die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung weltweit in den nationalen Bildungssystemen zu etablieren.
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