Die Empfehlungen

Die Empfehlungen

Aus den Erfahrungen im Ise-Projekt ergeben sich folgende allgemeine Empfehlungen, die zu einem Erfolg von Naturschutzmaßnahmen beitragen:

Voneinander und miteinander lernen

Zwischen Naturschützern, Landwirten, Wasserwirtschaftlern und anderen gesellschaftlichen Gruppen muss Kontakt aufgebaut und kontinuierlich gepflegt werden. Gemeinsame Versuche, wie z.B. Versuchsstrecken mit modifizierter Gewässerunterhaltung, und Kooperationsprojekte können ein gemeinsames voneinander und miteinander Lernen ermöglichen.

Beteiligung und Einbindung planen

Ein Naturschutz-Projekt in der Kulturlandschaft sollte auf einer möglichst breiten Beteiligung und Einbindung der Bevölkerung basieren. Dies setzt eine intensive Öffentlichkeits- und Kommunikationsarbeit voraus. Die Einbindung der Betroffenen und die Umsetzung der Öffentlichkeitsarbeit sollten als Maßnahmen konzipiert und, wenn nötig, auch unter strategischen Erwägungen geplant werden. Dabei können unterschiedliche Partizipationsniveaus entstehen.

Schnell sichtbare Teilerfolge realisieren

Zu Beginn des Vorhabens erhöhen kleine erfolgreiche Teilprojekte oder Maßnahmen die Akzeptanz und fördern die Motivation der Beteiligten. Wichtig ist, diese Erfolge öffentlich darzustellen, um in der Bevölkerung eine positive Grundstimmung für das Projekt zu erzeugen.

Controlling einführen

Anhand einfach zu erhebender Zeiger (Indikatoren) sollte im Projekt kontinuierlich überprüft werden, inwieweit die geplanten Ziele oder Teilziele schon erreicht sind. Nur so können Korrekturen vorgenommen werden, wenn sich die gewünschten Entwicklungen nicht einstellen.

Ökonomische Standbeine schaffen

Eine naturschutzfachliche Entwicklung wird umso dauerhafter und nachhaltiger sein, je stärker sie die sozio-ökonomischen Situationen der Akteure nicht nur berücksichtigt, sondern auch verbessert. Um die Überlebensfähigkeit und Weiterentwicklung der Projektmaßnahmen über den Förderungszeitraum hinaus zu sichern, sollten die Maßnahmen deshalb in möglichst vielen Bereichen (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, regionales Handwerk etc.) ökonomisch tragfähige Lösungen anstreben. Dies kann beispielsweise durch die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe oder die Vernetzung von Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus realisiert werden.

Verständliches Leitbild schaffen

Das Leitbild vermittelt das Entwicklungsziel und den angestrebten Zustand der Landschaft. In die Entwicklung eines integrativen Leitbildes sollten unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen einbezogen werden. Die Identifikation der regionalen Bevölkerung mit dem Projekt und den Kernzielen kann durch ein plakatives Leitbild, welches z.B. eine “Flaggschiff-Art” oder einen Biotoptyp in den Vordergrund stellt, gesteigert werden.

Ganzheitliche Analyse vornehmen und Ursachen beeinflussen

Neben der Erfassung der naturschutzfachlichen Defizite sollte auch immer die soziale und ökonomische Situation in der Projektregion analysiert werden. Sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung sollten nicht nur die Symptome sondern möglichst die Ursachen für die naturschutzfachlichen Defizite beeinflusst werden, um langfristige Wirkungen zu erzielen. Beispielsweise sollten bei Fließgewässerprojekten nicht nur das Gewässerbett sondern auch die Umlandnutzung betrachtet werden.

Neben diesen allgemeinen Empfehlungen können aus den Erfahrungen des Projektes auch spezielle Empfehlungen zur Gewässerunterhaltung und zur Grünlandbewirtschaftung ausgesprochen werden.

Empfehlungen zur Gewässerunterhaltung

  • Die Kommunikation zur Wasserwirtschaft sollte aufgebaut und pflegt werden, z.B. durch Ausweisung von gemeinsamen Modellstrecken für eine modifizierte Gewässerunterhaltung
  • Möglichst große Gewässerabschnitte sollten über eine möglichst lange Zeit nicht unterhalten werden
  • Wenn unterhalten werden muss, sollte dies möglichst schonend für die Vegetation und Fauna (außerhalb der Vegetations- und Laichzeiten) geschehen
  • Der Böschungsfuß sollte stehen bleiben und möglichst nur einseitig gemäht werden
  • Es sollte eine schonende Mähtechnik, ohne Eingriffe in die Gewässersohle, angewendet werden
  • Ufergehölze und Todholz im Gewässer sind zu fördern
  • Ungenutzte Uferrandstreifen sollten ausgewiesen werden
  • Das Mähgut sollte entfernt werden, um eine Überdüngung der Ufer zu vermeiden

Empfehlungen zur Grünlandbewirtschaftung

  • Alte standorttypische Grünlandbestände sind zu erhalten
  • Eine Schulung und Beratung der Landwirte zur Grünlandpflege sollte durchgeführt werden
  • Bei der Umwandlung von Acker in Grünland sollten aus Kosten- und Akzeptanzgründen handelsübliche Standardmischungen verwendet werden, die durch standortangepasste Gräser ergänzt werden können
  • Die empfohlene Aussaatmenge sollte um ca. 30% vermindert werden, um dann eine "Animpfung" dieser Flächen durch Ausbringen von Schnittgut (Samenmaterial) von artenreichen Grünlandbeständen ähnlicher Standorte durchzuführen
  • Der Mahdzeitpunkt der neu angesäten Fläche sollte bestandsangepasst kontinuierlich nach hinten im Jahr verschoben werden
  • Pflanzenschutzmittel sollten nicht eingesetzt, die Düngung weitestgehend reduziert werden
  • Die Auflagen sollten einfach, nachvollziehbar und kontrollierbar formuliert und flexibel umgesetzt werden
  • Die Auflagen müssen kontrolliert werden und gegebenenfalls müssen Sanktionen erfolgen.