Projekthintergrund

Projekthintergrund

Die Verbreitung des Eurasischen Fischotters in Europa veränderte sich in den letzten 150 Jahren in bemerkenswerter Weise. Besiedelte die Art hier bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch nahezu alle Gewässer und Feuchtgebiete, verschwand sie in vielen Regionen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Fast seit 2000 ist in weiten Bereichen Europas eine deutliche Wiederbesiedelungstendenz erkennbar.

Hauptgründe für diese Veränderungen sind:

  • Übermäßige Verfolgung und Verluste durch Unfälle
  • Gewässergüte und toxische Chemikalien
  • Veränderung des Nahrungsangebotes
  • Veränderungen der Lebensraumstrukturen.

Die Evaluation der Rückgangsursachen ist jedoch schwierig. Bisherige Verfahren der DNA-Analysen zur zahlenmäßigen Erfassung des Fischotterbestandes sind derzeit sehr aufwändig und teuer. Ein gängiges Verfahren ist, die Populationsentwicklung auf der Basis der Veränderung von Verbreitungsgebieten einzuschätzen. In den Gebieten, in denen es möglich war, diese Veränderungen über lange Zeiträume zu untersuchen, wurde eine Zersplitterungstendenz erkennbar: Schritt für Schritt zerfielen großräumige Fischottervorkommen in immer kleiner werdende und häufig isolierte „Populationen", die letztendlich nicht überlebensfähig waren.

Um diese Entwicklung umzukehren, schlug die Aktion Fischotterschutz e.V. die Entwicklung eines Netzwerkes potenzieller Fischotter-Lebensräume vor, die zu einer Wiedervernetzung der verschiedenen isolierten Fischottervorkommen in Deutschland beitragen könnten. Dieses Netzwerk sollte auf drei Maßnahmenschwerpunkte basieren:

  • Dem Schutz der Fischotter-Lebensräume und -Vorkommen in den Kernzonen seiner europäischen Verbreitung. Diese bilden die Ausgangspunkte einer natürlichen Wiederbesiedelung
  • Der Entwicklung von Lebensräumen zwischen diesen Kernzonen, die geeignet sind, zuwandernde Fischotter aufzunehmen, die nach neuen Territorien suchen
  • Dem Schutz jener Fischotterlebensräume, in denen lediglich geringe Fischottervorkommen überlebt haben, und deren Integration als "Trittsteine" in das Netzwerk aus Kernzonen und Verbindungskorridoren

Da in Mitteleuropa die Ostgrenze der Fischotterverbreitung sich von den östlichen Bundesländern Deutschlands bis nach Ost-Bayern erstreckt und die Westgrenze Mittel-Frankreich durchzieht, wurde offensichtlich, dass es sinnvoll ist, die Nachbarländer ein zu beziehen. Die zentrale geographische Position Deutschlands in Europa eröffnet die Chance, mit diesem Programm auch die isolierten Fischottervorkommen in den anderen Ländern wieder zu vernetzen.

Einen ersten Praxisbeweis dafür, dass es möglich ist, durch entsprechendes Habitat-Management Fischotter-Verbreitungslücken zu überwinden, schuf die Aktion Fischotterschutz in den 1980er Jahren bis Anfang 2000 mit der Revitalisierung des Gewässersystems der Ise. Dieses Gewässer liegt im Osten Niedersachsens an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, und der Fischotter galt zu Beginn des „Ise-Projekts“ (Link setzen) als ausgestorben. Heute werden seit Anfang 2000 wieder regelmäßig Fischotternachweise im Verlauf der Ise dokumentiert.