Die Ergebnisse

Die Ergebnisse

Das Ise-Projekt zeichnet sich durch das Zusammenwirken von Maßnahmen im Bereich der Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit und in der Natur und Landschaft aus. Ebenso wurden ökonomische Aspekte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der Region in der Planung und Umsetzung der Maßnahmen berücksichtigt. Deswegen werden die Ergebnisse auch unter sozialen, ökonomischen und naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. Folgende Bereiche wurden in einer wissenschaftlichen Begleitung analysiert:

Die Einstellungen vieler Landwirte zu dem Naturschutz-Projekt unterlagen im Verlauf des Vorhabens einem deutlichen Wandel. Zunächst überwog bei vielen im Agrarbereich eine starke Ablehnung des Projektes. Faktoren für diese fehlende Akzeptanz waren, dass die Projektziele für Landwirte nur schwer zu verstehen waren und dass viele Landwirte den agierenden Naturschützern sehr misstrauisch gegenüber standen. Aber auch die Verantwortlichen im Projekt sprachen nicht die „Sprache der Landwirte“ und zeigten sich ihrerseits auch misstrauisch gegenüber Landwirt.

Durch eine intensive Kommunikationsarbeit im Vorhaben und durch Lernprozesse bei den Landwirten und den Mitarbeitenden im Projekt konnte eine Verbesserung der Akzeptanz, teilweise sogar eine aktive Beteiligung an Projektmaßnahmen erreicht werden. Dabei war es wichtig, die Äußerungen und Reaktionen der Landwirte vor dem Hintergrund ihrer Lebenswelt zu verstehen und zu berücksichtigen.

Ökonomische Auswirkungen auf die Betriebe

Im ökonomischen Bereich ist festzustellen, dass das Vorhaben keine erkennbaren negativen ökonomischen Einflüsse auf die Landwirtschaft hatte. Durch die Maßnahmen wurden der Dauergrünlandbestand in den Ortschaften an der Ise vergrößert und die extensiv wirtschaftenden Futterbaubetriebe ökonomisch gestärkt. Aus den betriebswirtschaftlichen Untersuchungen zeigt sich, dass eine Anpachtung der im Projekt angekauften landwirtschaftlichen Fläche auch mit Bewirtschaftungsauflagen, wie Verzicht auf Pflanzenschutzmitteleinsatz, Reduzierung der Düngung und ein späterer erster Schnitt, für viele Betriebe betriebswirtschaftlich rentabel ist. Die Pächter der Projektflächen sind häufig relativ große Mutterkuh haltende Betriebe, welche die extensiv zu bewirtschaftenden Grünlandflächen ökonomisch rentabel verwerten können.

Für die Landwirte sind die Qualität und die Menge des von den Grünlandflächen geworbenen Futters entscheidend. In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer wurde daher die Entwicklung der Erträge auf einigen ausgewählten Flächen mit unterschiedlichen Düngevarianten untersucht. Die weniger gedüngten Flächen zeigen einen allmählichen Rückgang der Ertragsmenge, jedoch ist die Ertragsqualität durchaus mit den höher gedüngten und öfter geschnittenen Varianten vergleichbar. Voraussetzung ist jedoch, dass das Grünland bestandsangepasst genutzt wird. Eine extensive Grünlandnutzung kann somit auch Grundfutter für leistungsfähige Milchkühe bereitstellen, wenn genügend Fläche zur Futterwerbung zur Verfügung steht.

Die Auswirkungen auf die Regionalwirtschaft

Im Bereich der Regionalwirtschaft wird das Ise-Projekt als wichtiger „weicher Standortfaktor“ für die Wirtschaft bewertet. Durch das Vorhaben und die Vielzahl der aus dem Projekt entstehenden Folgeprojekte und Folgeaktivitäten wurden über die direkten Finanzmittel für das Vorhaben hinaus zusätzlich weit über 2 Mio. € für den Naturschutz in die Region geholt. Hinzu kommen weitere mehrere Millionen Euro an Finanzmitteln für Folgeprojekte mit Schwerpunkt im sozialen, kulturellen oder ökonomischen Bereich.

Ein hervorragendes Beispiel für diese Folgeprojekte ist die Vermarktungsgemeinschaft ISE-LAND, die erfolgreich naturschutzgerecht erzeugte Agrarprodukte aus der Region vermarktet. ISE-LAND stellt eine gelungene Kooperation von Naturschützern mit Landwirten und Fleischermeistern aus der Region dar, die zur ökonomischen Stärkung der Betriebe beiträgt und zugleich Naturschutzaspekte fördert. Auch aus touristischer Sicht hat das Ise-Projekt Grundlagen für eine Aufwertung der Region geschaffen, die jedoch ökonomisch kaum zu bewerten sind. Weitere positive ökonomische Effekte sind im Bereich der Wasserwirtschaft festzustellen: durch die Reduzierung der Gewässerunterhaltung konnten erhebliche Finanzmittel eingespart werden.

Im Rahmen des Projektes sollte geklärt werden, ob und in welchen Zeiträumen sich typische Lebensgemeinschaften in der Niederung einfinden.

Das Ziel im Bereich der Grünlandentwicklung ist die Etablierung von Wiesen und Weiden, die niederungstypischen Gräser und Kräuter aufweisen. Um dies zu erreichen, werden die vormals intensiv genutzten Flächen jetzt ohne Einsatz von Pestiziden extensiv bewirtschaftet. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Entwicklung von niederungstypischen Grünlandflächen aus vormals intensiv bewirtschafteten Grünlandflächen oder vormals beackerten Flächen sehr lange Zeiträume benötigt. Ein beschränkender Faktor ist die Verfügbarkeit des Samenmaterials der typischen Grünlandarten im Boden.


Eine kontinuierliche Zunahme der Grünlandarten  ist auf allen Flächen zu verzeichnen. Aufgrund der langsamen Aus-breitungs-geschwindigkeit der Pflanzen findet eine Besiedlung jedoch nur sehr zögerlich statt. Einige Arten besitzen aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und der Ausbreitungsmechanismen einen Vorteil bei der schnellen Ausbreitung. Ein typisches Beispiel ist hierfür der Löwenzahn, der mit seinem Pappus, als Fluggerät der Samen, auch größere Strecken überwinden kann. Der Löwenzahn konnte daher als eine der ersten Grünlandarten einwandern und besaß im Jahr 2005 auf den 4 qm großen Untersuchungsflächen eine Stetigkeit von 85 %.

Andere Arten mit nicht so günstigen Ausbreitungsmechanismen, wie z.B. der Quendel-Ehrenpreis, konnten erst Jahre später auf den Flächen nachgewiesen werden. Aufgrund dieser Ergebnisse, die mit über 120 Dauerquadraten von 1991-2007 belegt werden, wird empfohlen, verarmte oder neu angesäte Flächen mit Schnittgut oder Samenmaterial von artenreichen Grünlandbeständen aus der Umgebung zu beimpfen. Artenreichere Grünlandbestände zeichnen sich durch eine höhere Nutzungselastizität gegenüber einem späteren Schnitt aus, sodass dies auch der Ertragsqualität der Bestände bei späterem Schnitt zugute kommt.

Die Ufervegetation wurde früher regelmäßig zweimal im Jahr gemäht, sodass sich dort nur die mahdtoleranten Arten der Wiesen halten konnten und die mahdempfindlicheren Röhrichtarten zurückgedrängt wurden. Durch die Reduktion der Mahdhäufigkeit besitzen die Röhrichtarten, die typisch für die Niederungen sind, einen Konkurrenzvorteil gegenüber den Grünlandarten, sodass sie allmählich zunehmen. Die zu Beginn sich ausbreitenden Arten, wie die Ackerkratzdistel und die Brennnessel, nehmen inzwischen wieder ab. Zudem bietet die Röhrichtvegetation an der Ise im Sommer über weite Strecken zum Beispiel Brutplätze für Sumpfrohrsänger und Rohrammer. Im Winter bieten die stehen gebliebenen Halme Schutz und Deckung für eine vielfältige Fauna. Außerdem überwintern in den trockenen Halmen viele Spinnen und Insekten. Sie stellen ein wichtiges Nahrungsreservoir für die Vogelwelt dar.

Zur Kontrolle und Bewertung der Entwicklung der angepflanzten Ufergehölze wurden diese 14 Jahre nach der Anpflanzung ausgezählt. Es zeigten sich bei den Arten deutliche Unterschiede bezüglich der Ausfallquoten. Die deutlichen Rückgänge bei den Erlen sind für die kleinen Fließgewässer besorgniserregend, da sie der typische Baum der kleinen Fließgewässer ist. Sie dient neben der Erhöhung der Strukturvielfalt an und in den Gewässern mit ihren Blättern als Basis des Nahrungsnetzes. So hängen eine Vielzahl gewässertypischer Organismen, bzw. ganze Nahrungsnetze von der Erle ab. Dieses „Erlensterben“ kann seit Ende der 90er Jahre in der Ise-Niederung beobachtet werden und ist überwiegend auf die Erlen-Phytophthora zurückzuführen.

Parallel zu dem Erlensterben findet an offenen Stellen der Ufer eine Naturverjüngung mit Erlen statt. Die neuesten Ergebnisse zeigen jedoch, dass gerade die jungen Erlen besonders schnell von dem Erreger befallen werden und schon nach 3-5 Jahren absterben. Es zeigt sich aber auch, dass das Erlensterben im Gewässerverlauf unterschiedlich stark fortgeschritten ist. Während im Mittel- und Unterlauf der Ise in der Regel nur noch unter 10 % der angepflanzten Erlen vorhanden sind, können im Oberlauf z. T. über 30 % der ursprünglichen gepflanzten Erlen nachgewiesen werden.

Hier gibt es weitere Informationen zum Erlensterben.

Wichtige Faktoren für die Artenzusammensetzung der Wasservegetation sind der Nährstoffgehalt und die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Dort wo die Ise ohne Rückstau frei fließt, bilden die typischen Arten der Heidebäche, wie beispielsweise der Haken-Wasserstern  oder der Schild-Wasserhahnenfuß, Wasserpflanzenpolster. Nur wo sich ein Rückstau befindet oder stärkere Nährstoffanreicherungen auftreten, können Arten wie der Einfache Igelkolben, das Kamm-Laichkraut und die Kanadische Wasserpest stellenweise hohe Deckungsgrade erreichen.

Auch der Mittel- und Unterlauf ist weitgehend durch fließgewässertypische Arten der Heide-Bäche geprägt. Für das in Niedersachsen gefährdete Wechsel-blütige Tausendblatt wurde hier 1997 der Erstnachweis für die Ise erbracht. Diese Arten bevorzugen, ebenso wie das hier auftretende Alpen-Laichkraut, die nährstoff- und kalkarmen Gewässer. Im Unteren Abschnitt der Ise treten dann wieder nährstoffliebendere Arten, wie das Krause Laichkraut, das Kamm-Laichkraut, das Rauhe Hornblatt und das Gewöhnliche Pfeilkraut, hinzu. Durch die weitgehende Aussetzung der Mahd bietet die Wasservegetation in der Ise über einen langen Zeitraum im Jahr einen zusätzlichen Lebensraum. Unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten des Wassers und eine Differenzierung des Sohlsubstrates werden durch die Wasservegetation gefördert.

Der Sauerstoffhaushalt der Ise ist seit Beginn der Messungen ausgeglichen. Die Sättigungen liegen seit 1989 im Bereich von 80 %. Vom Ober- bis zum Unterlauf haben die Konzentrationen des Ammonium-Stickstoffs und des Orthophosphat-Phosphors abgenommen. Seit 1993 liegen die Orthophosphat-Phosphorwerte unter dem Grenzwert für die Güteklasse II (mäßig belastet) von 0,1 mg/l. Als Grund dafür ist die verbesserte Reinigungsleistung der zentralen Kläranlagen im Einzugsgebiet anzuführen, die über die Nebenbäche Fulau, Emmer Bach und Heestenmoorkanal gereinigtes Abwasser in die Ise einleiten. Die Konzentrationen des Nitrat-Stickstoffs zeigen im Verlauf des 19jährigen Messintervalls kaum eine Veränderung und überschreiten nach wie vor an fast allen Messstationen den Grenzwert für die Güteklasse II (mäßig belastet) von 2,5 mg/l.

Die Extensivierung der Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen an der Ise auf über 500 ha (mit Kooperationspartnern 650 ha) konnte insgesamt nicht zu einer nennenswerten Reduzierung der Einträge aus der landwirtschaftlichen Flächennutzung führen (diffuse Verschmutzungsquellen), da dieser Flächenanteil nur einem Bruchteil des gesamten Einzugsgebiets von 420 qkm entspricht.

Die Messpunkte 3, 23 und 37 liegen im Oberlauf, 61 und 83 im Mittellauf und 141 im Unterlauf.


Aufgrund der starken Reduzierung der Unterhaltungsarbeiten und der Initiierung von eigendynamischer Entwicklung ist die Makrozoobenthos-Artengemeinschaft der Ise vielfältiger geworden. Die Wasserpflanzen stehen das gesamte Jahr als Besiedlungs-, Eiablage- und Versteckraum zur Verfügung. Darüber hinaus wirken sie als kleine „Hindernisse“ und führen zu einer Strömungsdiversifizierung, sodass dicht benachbart unterschiedlich stark durchflossene Lebensräume entstehen. Insbesondere der Anteil der an komplexere Umweltbedingungen angepassten Gruppen der Eintags- und Köcherfliegenarten konnte dadurch gesteigert werden. Das Ziel der Erhöhung der Artenvielfalt ist damit erreicht worden, der Anteil der fließgewässertypischen Arten und der Anteil der Hartsubstratbesiedler konnte jedoch nicht nennenswert erhöht werden.

Der Umbau des 1,7 m hohen Mühlenwehrabsturzes in Wahrenholz in eine Sohlgleite hat weitgehend die ökologische Durchgängigkeit an dieser Stelle des Gewässers wieder hergestellt. Aktive Aufwärtswanderungen von Döbel (Leuciscus cephalus), Aal (Anguilla anguilla), Güster (Blicca björkna), Schleie (Tinca tinca) und Rotauge (Rutilus rutilus) konnten nachgewiesen werden. Gerade die Aufwärtswanderungen mit Passage der Gleite von Güster und Schleie, also eher strömungsmeidenden (stagnophilen) Fischarten, belegt die Herstellung der biologischen Durchgängigkeit.

Die Gleite besteht aus 13 gewölbeartig geformten Querriegeln, in die eine Niedrigwasserrinne integriert wurde. Der Sohlenaufbau besteht aus unterschiedlich gekörntem Substrat, so dass ein durchgängiges Lückensystem (Interstitial) entstanden ist. Aufgrund von Substrattransport innerhalb der Gleite hat sich der Aufbau nach 13 Jahren verändert. Drei Riegel sind erodiert, so dass größere Zwischenbecken entstanden sind und sich dadurch bei bestimmten Wasserständen die Strömungsgeschwindigkeiten an den verbleibenden Riegeln erhöht.

Die Besiedlung der Gleite durch Fische hat sich im Laufe der Jahre leicht in Richtung größerer Individuen verschoben. Die Messungen der Fließgeschwindigkeiten in der Gleite verweisen darauf, dass nur an wenigen Tagen im Jahr ein Fischaufstieg als „nicht gewährleistet“ betrachtet werden muss.

Von den zahlreichen neu angelegten Strukturen, von den Hecken und Ufergehölzen bis zu den nicht genutzten Säumen, aber auch von dem veränderten Nahrungsangebot durch die extensive Grünlandnutzung profitiert in hohem Maße die Vogelwelt. Selbst wenn viele der neu angelegten Grünlandflächen für die Wiesenbrüter noch nicht ausreichend attraktiv sind, bieten sie mit den individuenreichen Insektengemeinschaften (z.B. Heuschrecken) ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Gerade der mit einigen Brutpaaren in der Ise-Niederung vertretene Weißstorch ist auf das Grünland zur Nahrungssuche angewiesen. Andere Arten profitieren dagegen eher von den Säumen, wie das Braunkehlchen, oder von den Hecken (Neuntöter) und von den jetzt flussbegleitenden Hochstaudensäumen (Sumpfrohrsänger) und Ufergehölzen (Gelbspötter).

Vor allem die strukturellen Veränderungen bewirkten in den ersten Jahren zum Teil sehr deutliche Zunahmen der Vogel-Brutpaare. Im Verlauf der Sukzession, aber auch durch Einflüsse die außerhalb des Projektgebiets lagen, kam es bei einigen Arten wieder zu Rückgängen.

Rumpfgesellschaften der typischen Heuschreckengemeinschaften konnten sich relativ schnell auf den jetzt extensiv genutzten Grünländern ansiedeln. Darunter sind auch die inzwischen selten gewordene Große Goldschrecke, die Sumpfschrecke und der Sumpf-Grashüpfer, die Anzeiger für feuchte Bodenverhältnisse sind. Aber auch hier braucht es noch etwas Zeit, bis sich auf den vorher intensiv genutzten Flächen standorttypische Artengemeinschaften mit einer größeren Artenvielfalt eingefunden haben.

Die langjährigen Untersuchungen zeigen, dass ein gutes Artenpotenzial in der Ise-Niederung vorhanden ist und sich auf vielen Flächen schon etabliert hat. Zum Beispiel weist die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) im Jahr 2007 eine hohe Verbreitung auf.

Obwohl noch einige Heuschreckenarten „fehlen“, wurden auf den extensiv genutzten Flächen der Ise-Niederung mehr Arten nachgewiesen als auf vergleichbaren Flächen in anderen Regionen. Gründe liegen sicherlich sowohl in der extensiven Nutzung, als auch in den ungenutzten Randstreifen, die bei Nutzungseingriffen auf den angrenzenden Grünlandflächen (Mahd/Beweidung) wichtige Refugialräume und Teillebensräume für die Heuschrecken darstellen.

Am Oberlauf konnten in 2007 erstmals Bodenständigkeitsnachweise für die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) und die Blauflügelige Prachtlibelle (C. virgo) sowie der Nachweis eines Männchens der Zweigestreiften Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) erbracht werden. Dies weist auf eine langsame Entwicklung der Libellengemeinschaft in Richtung eines typischen Bachoberlaufs hin. Allerdings zeigen die geringen Abundanzen der Fließgewässer- wie auch der gewässerbegleitenden Arten, dass die bis an das Gewässer heranreichende ackerbauliche Nutzung, der teilweise schmale Uferstreifen und die immer noch stattfindenden Unterhaltungseingriffe die Grenzen dieser aus Naturschutzsicht positiven Entwicklung am Oberlauf auf.

Am Mittel- und Unterlauf kann an der Ausbreitung der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) und der Gemeinen Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus), deren Larven sich für 2-3 Jahre im Sediment entwickeln, die in diesem Abschnitt fast auf Null reduzierte Gewässerunterhaltung abgelesen werden. Eingriffe in die Sohle sind in den letzten 14 Jahren ausgeblieben. Für die Grüne Keiljungfer und die Blauflügelige Prachtlibelle konnten erstmals Bodenständigkeitsnachweise erbracht werden. Beide Arten breiten sich in der Ise weiter aus (O. cecilia jedoch nur sehr langsam). Diese Art benötigt kiesig-sandige Substratverhältnisse, die im Mittellauf nur partiell anzutreffen sind. Zum anderen konnten in der Untersuchung 2007 Abundanzzunahmen (Imagines, Larven und Exuvien) der Weidenjungfer (Chalcolestes viridis) der Federlibelle (Platycnemis pennipes) und der Gebänderten Prachtlibelle (C. splendens) sowie gleich bleibend hohe Individuenzahlen der Frühen Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula) gefunden werden. Dies weist darauf hin, dass sich die Reproduktionsbedingungen vor allem für die Phytalbesiedler und im Falle der Gemeinen Keiljungfer für eine Besiedlerin schlammig-sandiger Habitate verbessert haben. Die Etablierung von Gehölzen in diesem Abschnitt hat das bodenständige Vorkommen der Weidenjungfer erst ermöglicht.

Das Auftreten von Jungfischen der Bachforelle (Salmo trutta fario) und Querdern des Bachneunauges (Lampetra planeri) im Oberlauf beweist, dass beide Arten kiesige und sandige Substratstrukturen vorfinden und sich hier reproduzieren können. Diese positiven Entwicklungen werden jedoch durch die hydro-morphologischen Rahmenbedingungen und die immer wiederkehrenden Eingriffe der Gewässerunterhaltung, die zwar stark reduziert werden konnten aber aus Naturschutzsicht punktuell immer noch zu intensiv betrieben werden, beeinträchtigt.

Für die Fischfauna verläuft die Entwicklung im Mittellauf nicht sehr positiv. Arten- und Individuenrückgänge können festgestellt werden, für die die nach wie vor fehlenden natürlichen Strukturen wie Totholz und ein vielgestaltiges Gewässerbett mit tiefen und flachen Zonen (laterale und longitudinale Varianz) verantwortlich gemacht werden.

Im Unterlauf ist eine positive Entwicklung der Fischfauna nachgewiesen. Dies erscheint aufgrund der umgesetzten Naturschutzmaßnahmen, die sich nicht grundsätzlich zumindest von den Maßnahmen im Mittellauf unterscheiden, bemerkenswert. Auch in diesem Bereich ist die Unterhaltung stark reduziert worden und die Wasserpflanzen strukturieren das durchflossene Profil. Anders als im Mittellauf sind hier jedoch kaum Sohlgleiten anzutreffen und die Ufer sind weniger befestigt. Die Initiierung weiterer Strukturverbesserungen, wie beispielsweise das Einbringen oder Belassen von Totholz im Fließgewässer, ist ein Thema, das in den nächsten Jahren angegangen werden sollte.

Die Revitalisierung in der Ise-Niederung hatte zum Ziel, unter Berücksichtigung ökosystemarer und ökonomischer Gesichtspunkte, eine Biotopvernetzung am Beispiel der Leittierart Fischotter vorzunehmen. Die topographische Lage der Ise-Niederung war für ein solches Vorhaben prädestiniert, da hier Fischotter bis in die 60er Jahre vorkamen und sich vermutlich aufgrund des Ausbaus der Ise und der intensiven Umfeldnutzung aus der Niederung zurückgezogen haben. Die Ise und ihr Einzugsgebiet bildeten eine wichtige Verbindungsachse zwischen den Vorkommen des Fischotters in Ost-Niedersachsen und im westlichen Sachsen-Anhalt. Im Jahr 1987 fehlten an den Gewässern im Einzugsgebiet der Ise jedoch die strukturellen Requisiten für eine dauerhafte Besiedlung durch den Fischotter. Stichprobenartige Abspürungen nach dem Standardverfahren der IUCN lieferten 1987/88 keine Nachweise.

Seit dem Frühjahr 1998 erfolgt eine regelmäßige und systematische Spurensuche im Nahbereich der Ise mit 120 Probenorten. Im Herbst 2007 fand der 20. Durchgang der Erfassung statt, bei dem insgesamt 17 positive Nachweise erbracht werden konnten. Zusätzlich wurden, über die im Rahmen der standardisierten Erhebung gefundenen positiven Nachweise hinaus, eine Vielzahl von Otter-Spuren bei zufälligen Begehungen von Brückenbauwerken direkt in der Ise-Niederung gefunden.

Nachdem 1998/1999 nur vereinzelte, punktuelle Nachweise erbracht werden konnten, ist die Ausbreitung und flächige Erschließung des Landschaftsraums an der Ise-Niederung und an den benachbarten Bachniederungen durch den Fischotter erkennbar.

Im Verlauf des Jahres 2007 wurden in der Ise-Niederung zwei Tiere Opfer des Straßenverkehrs. An der B 188 wurde am 05.03.07 ein Männchen überfahren und am 24.07.2007 an der B 244 bei Glüsingen ein Weibchen (das Weibchen hatte ein milchgebendes Gesäuge, d. h. es hatte noch unselbstständige Jungtiere). Diese beiden Todfunde sind höchstwahrscheinlich für den Rückgang der Fischotternachweise im Herbst 2007 verantwortlich. Um die Gefährdungssituationen zu entschärfen, wurde als Modellvorhaben unter zwei Brücken Laufbretter installiert.

Eine weitere wichtige Fragestellung ist, wie viele Tiere welchen Geschlechts die Ise-Niederung besiedeln. Insgesamt wurden dazu 39 Kot-Proben mittels einer DNA-Analyse untersucht.

Von den Proben konnten 17 erfolgreich ausgewertet werden. Insgesamt wurden 4 unterschiedliche Tiere an der Ise identifiziert. Im Frühjahr 2007 wird ein weibliches Tier nachgewiesen, das sich zwischen Hankensbüttel und Wahrenholz bewegt. Hinzu kommen noch zwei Männchen, von denen eins nur einmal in Hankensbüttel nachgewiesen wird.  Ein Männchen wird an zwei Standorten in Wahren-holz erfasst. Das Weibchen wird im Juli 2007 überfahren. Im Herbst kann ein weiteres Männchen zwischen Hankensbüttel und Wahrenholz mehrfach nachgewiesen werden. Die Distanz der Nachweise des männlichen Tieres beträgt z. T. über 20 km, was noch einmal eindrucksvoll den Aktionsradius einzelner Tiere belegt.