Außerschulische Lernorte

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Außerschulische Lernorte

Der Begriff „Lernort“ wurde 1974 von der damaligen Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates eingeführt. Gemeint waren die unterschiedlichen, anerkannten Einrichtungen, die Lernangebote organisieren. Unterschieden wurden die vier Lernorte Schule, Betrieb, Lehrwerkstatt und Studio, die sich durch die Strukturen des Lernens von einander abgrenzen lassen. In den Studios wird stärker als in den anderen Lernorten kreativ gearbeitet. Ästhetische, emotionale und soziale Lernprozesse stehen hier im Vordergrund und ergänzen die eher wissens- oder handlungsorientierten Lernorte. Da zu den Trägern der Studios auch private Initiativen gezählt werden, lassen sich aus heutiger Sicht hierunter auch erlebnisorientierte Lernorte subsumieren, in denen selbstgesteuertes, emotionales Lernen gefördert wird.

Was sind „außerschulische Lernorte“?

Außerschulische Lernorte beziehen sich somit auf Lernumgebungen und –bedingungen, die sich außerhalb von Schulen befinden. Dies können Bauernhöfe, Museen, Umweltzentren, Science Center, Wildnis- oder Großschutzgebiete, aber auch einfach Lebensräume wie ein Bachufer oder ein Wald sein. Sie werden einerseits aufgesucht, um unterrichtliche Aktivitäten zu ergänzen (z.B. Museen, Theater, Kunsthallen). Andererseits bilden sie zunehmend auch Ziele der Freizeitgestaltung (z.B. Zoos, Safariparks, Science Center), wenn die Informationen erlebnis- und unterhaltungsorientiert angeboten werden.
Außerschulische Lernorte zeichnen sich durch eine alltagsweltliche Ausrichtung aus und integrieren kulturelle, künstlerische, naturwissenschaftliche sowie gesellschaftspolitische Fragestellungen miteinander. Selbst organisiertes Experimentieren, Beobachten, Erleben mit allen Sinnen, Reflektieren und Kommunizieren sind wesentliche Qualitäten, durch die die Lernprozesse angeregt werden. Im Land Niedersachsen wurde beispielsweise seit Beginn der 90er Jahre ein Netz von Regionalen Umweltbildungszentren (RUZe) aufgebaut. Sie bilden Lernstandorte, die sich in ihrer pädagogischen Ausrichtung an einer erlebnis-, handlungsorientierten und interdisziplinär ausgerichteten Umweltbildung und an den Zielen der Bildung für nachhaltige Entwicklung orientieren.

Außerschulische Lernorte und BNE

Giesel et al. (2001) gehen in ihrer umfassenden Untersuchung der außerschulischen Bildungsangebote für die DBU von einer Realdefinition des Begriffs „Umweltbildung“ aus: „Träger der außerschulischen Umweltbildung sind Institutionen und Organisationen, die außerhalb der allgemein bildenden Schule, der beruflichen Bildung und der Hochschule sowie der Massenmedien Umweltbildungsmaßnahmen offerieren und sich mit ihrem Angebot an ein allgemeines Publikum sowie an spezifische Zielgruppen wenden.“ Ausgehend von dieser Realdefinition wurden rund 4600 Einrichtungen in Deutschland identifiziert, die entweder ihre gesamten Aktivitäten auf die Umweltbildung konzentriert, oder solche, die in diesem Bereich nur Teilaktivitäten entwickelt haben. Zu über 50 % werden von den Trägern der Umweltbildung Angebote zu den klassischen „grünen“ Themen des Naturschutzes gemacht. Zur Zeit der Befragung (1998/99) standen die Themen Nachhaltigkeit und Agenda 21 bereits in 33 % der Angebote im Mittelpunkt. Es wird deutlich, dass die außerschulische Umweltbildung die schulische Umweltbildung nicht nur unter dem Blickwinkel der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) entscheidend ergänzen kann.

Aber außerschulische Lernorte dürfen nicht nur als Ergänzung schulischer Aufgaben gesehen werden. Allgemein bekannt ist, dass etwa 70 % der Lernprozesse außerhalb der formalen Bildungseinrichtungen stattfinden. Dieses informelle Lernen schließt nach Dohmen (2001) das unbeabsichtigte und unbewusste, beiläufige Lernen wie auch das bewusste absichtliche Lernen in der außerschulischen Umwelt mit ein: „ … der Begriff des informellen Lernens wird auf alles Selbstlernen bezogen, das sich in unmittelbaren Lebens- und Erfahrungszusammenhängen außerhalb des formalen Bildungswesens entwickelt“.

Den Institutionen des informellen Bildungssektors, die im Naturschutz und in der Umweltbildung arbeiten, kommt deshalb eine besondere Bedeutung für die Umsetzung der BNE zu. Wie die Analyse von Giesel et al. (2001) zeigt, können sie, da sie inhaltlich hochflexibel arbeiten, viel schneller auf die komplexen Anforderungen des BNE-Konzeptes reagieren als Schulen und Hochschulen.

Workshop „Außerschulische Lernorte“

Mit dem Workshop „Naturschutz und Bildung für nachhaltige Entwicklung - Teil 3: Ziele, Strategien und Perspektiven für außerschulische Lernorte“ im Jahr 2008 im OTTER-ZENTRUM, Hankensbüttel sollen Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (Naturschutz, Umweltbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Globales Lernen, Wirtschaft, Pädagogik, Entwicklungspolitik, Tourismus, Sport, Edutainment, Erwachsenenbildung) miteinander vernetzt werden. Anhand von zahlreichen Beispielen aus der Praxis wird die aktuelle Bedeutung außerschulischer Lernorte für den Naturschutz und die Umsetzung des BNE-Konzeptes herausgearbeitet. Zukünftige Relevanz, Potenziale und Perspektiven sollen erörtert und neue Handlungsstrategien entworfen werden.
Der Workshop ist Bestandteil einer Reihe, die bereits im Jahr 2006 mit dem Schwerpunkt „Lebenslanges Lernen“ begonnen wurde und 2007 mit dem Thema „Globales Lernen“ fortgesetzt wird.

Zu den Ergebnissen des Workshop