Projekthintergrund

Projekthintergund

Das Projekt "Integration jugendlicher Spätaussiedler durch event- und outdoororientierte Naturschutzbildungsmaßnahmen" wurde von Juli 2002 bis Februar 2005 durchgeführt. Projektträger ist der Naturschutzverband Aktion Fischotterschutz e.V. Das Vorhaben ist Teil der Regionalentwicklung in der Nachhaltigkeitsregion Isenhagener Land im niedersächsischen Landkreis Gifhorn.

Als Kooperationspartner des Vorhabens wurde für die sozialpädagogische Begleitung das Jugendmigrationswerk Gifhorn (vormals Kolping-Jugendgemeinschaftswerk Gifhorn) gewonnen. Mit dem innovativen Modellprojekt sollte erprobt werden, ob und wie die Integration jugendlicher Spätaussiedler mit event- und outdoororientierten Naturschutzbildungsmaßnahmen verbessert werden kann.

Der Wandel der Bundesrepublik Deutschland in eine multikulturelle Gesellschaft ist mehr denn je ein aktuelles und brisantes Thema. Die Angst vor Fremden bis hin zur Fremdenfeindlichkeit ist eher im Wachstum begriffen, als dass ein Rückgang verzeichnet werden könnte. Die Kinder unserer Gesellschaft sollten jedoch mit einem Verständnis aufwachsen, das geprägt ist vom Respekt gegenüber dem Mitmenschen, unabhängig von seiner Herkunft und Religion. Vor diesem Hintergrund kommt der Integration der jugendlichen Spätaussiedler in unsere Gesellschaft eine besondere Bedeutung zu.

In Deutschland ist die Zahl der Jugendlichen, die selbst die Erfahrung der Migration gemacht haben, oder die in zweiter bzw. dritter Generation in Migrantenfamilien aufwachsen, in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Seit 1989 sind ca. 900.000 Aussiedler im Kindes- und Jugendalter nach Deutschland eingereist.

In den letzten Jahren wird die Gruppe jugendlicher, vor allem männlicher, Spätaussiedler in unserer Gesellschaft häufig als problematisch wahrgenommen. Sie gelten als sozial nicht in die Gesellschaft integriert. Ausdruck von fehlender gesellschaftlicher Integration jugendlicher Spätaussiedler ist abweichendes Verhalten, wie exzessiver Alkoholkonsum, erhebliche Gewaltdelikte und Drogenmissbrauch. Dabei gelten insbesondere die seit längerem in Deutschland lebenden Jugendlichen als Problemgruppe. Sie suchen jedoch - auch in Abgrenzung zu einer ablehnenden Umwelt - vornehmlich in der eigenen Gruppe soziale Kontakte. Dies kann zunächst eine stabilisierende Wirkung haben und dazu beitragen, Selbstvertrauen aufzubauen und den deutschen Alltag zu meistern. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass sich der Rückzug in die eigene Gruppe verfestigt und die soziale Einbindung in die deutsche Gesellschaft lange hinausgezögert wird.

In verschiedenen Gebieten Deutschlands haben sich durch Nachzug von Verwandten und Bekannten inzwischen Ballungszentren für Aussiedler herausgebildet. Die jugendlichen Aussiedler formieren hier ihre eigenen Gruppen, in denen sie sich akzeptiert fühlen. Ein solcher Ballungsraum ist der Landkreis Gifhorn, der im östlichen Niedersachsen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt liegt.

Im ländlich geprägten Landkreis Gifhorn sind derzeit etwa 10% der Bevölkerung Aussiedler. Aufgrund der günstigen Baulandpreise und der großzügigen Baulandausweisung der Gemeinden haben sich in vielen Neubaugebieten in den Dörfern Spätaussiedler angesiedelt. Schwerpunkte der Siedlung von Spätsiedlern sind die Gemeinden Wesendorf, Meinersen und Brome. Die Ortschaften Wesendorf und Brome liegen in der Nachhaltigkeitsregion Isenhagener Land dem nördlichen Landkreis Gifhorn, der mit 54,6 Einwohner je km² noch stärker ländlich geprägt ist als der südliche Teil.

Projekte im Bereich der Naturschutzbildung für Spätaussiedler gibt es bisher nicht. Diese Bevölkerungsgruppe, insbesondere aber jugendliche Spätaussiedler, hat aus unterschiedlichen Gründen kaum Zugang zu Themen des Umwelt- und Naturschutzes.

Bei den Aussiedlern besteht ein anderer Zugang zu Umwelt und Natur, da in den Ausgangskulturen Natur und Umwelt noch eine andere Bedeutung haben. Dieses spiegelt sich jedoch nicht im Verhalten gegenüber Natur und Umwelt wider. Wie die einheimischen Jugendlichen sind auch Spätaussiedler ab einem bestimmten Alter für Themen des Natur und Umweltschutzes kaum noch zu begeistern.