Lebenslanges Lernen
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Lebenslanges Lernen
Der Begriff des Lebenslangen Lernens ist weder im wissenschaftlichen Diskurs noch in bildungspolitischen Dokumenten eindeutig definiert, sondern kennzeichnet eine Diskussion über Bildungssysteme mit allen ihren Komponenten und eine veränderte Einstellung zum Lehren und Lernen. Die Blickrichtungen und Schwerpunktsetzungen haben sich dabei in den letzten 35 Jahren stark verändert.
1970 deklarierte die UNESCO das Internationale Jahr für Erziehung. Eine von 12 Prioritäten war dabei das Konzept des Lebenslangen Lernens. Im Jahr 1973 setzte die UNESCO die so genannte Fauré-Kommission ein, die das Konzept der „Lifelong Education“ entwickelte. Es war ein am humanistischen Bildungsideal orientiertes Konzept, das weniger mit der Strukturierung des Bildungssystems zu tun hatte als vielmehr mit einem philosophischen Prinzip in Bezug auf Bildungsorganisation. Es zielte als Prozess auf eine personenbezogene, soziale und berufsbezogene, die ganze Lebensspanne umfassende Entwicklung ab, um die Lebensqualität von Individuen und ihren sozialen Gruppen zu verbessern.
Der so genannte Delors-Bericht zur Bildung für das 21. Jahrhundert erschien 1996 (deutschsprachige Ausgabe 1997: „Unser verborgener Reichtum“). Darin wurden Bildung und Erziehung im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang immer auf Lebenslanges Lernen bezogen. Der Bericht forderte Bildung als Grundlage für eine demokratisch-humanitäre Gesellschaft. Ein Abschnitt des Berichts widmete sich explizit dem Lebenslangen Lernen. In diesem wurde betont, dass Lebenslanges Lernen eine der wichtigen Antriebskräfte moderner Gesellschaften sein werde. Lebenslanges Lernen wurde als Kontinuum des Lernens bezeichnet, das sich mit dem Verlauf des eigenen Lebens entfalte und die gesamte Gesellschaft mit ihren unterschiedlichen Anforderungen und Potenzialen einbeziehe. Dabei wurde kein Unterschied zwischen „kulturell orientierter“ und „wirtschaftsbezogener Bildung“ gemacht.
Unter dem Druck der Schwierigkeiten in den bestehenden Wirtschafts- und Sozialsystemen (demographischer Wandel, Globalisierung, Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft) erklärten das EU-Parlament und der Rat der Europäischen Union 1996 zum Jahr des Lebenslangen Lernens. Qualifikations- erwerb, Kompetenzentwicklung und permanente Fortbildung gewinnen immer größere Bedeutung sowohl für die Zukunft der Gesellschaft als auch für die persönliche Lebensgestaltung in Arbeit, Familie, Freizeit und Kultur. In Deutschland hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2001 das Aktionsprogramm „Lebensbegleitendes Lernen für alle“ gestartet. Mit dem Programmteil „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“ wurden Impulse zur Weiterentwicklung von regionalen Bildungssystemen gegeben. Ziel ist die nachhaltige Förderung lebensbegleitenden Lernens aller Menschen und einer zukunftsorientierten Reform der Bildungsstrukturen.
Die zentralen Leitgedanken sind dabei:
- Stärkung der Eigenverantwortung sowie Selbststeuerung der Lernenden
- Abbau der Chancenungleichheiten
- Kooperation der Bildungsanbieter und NutzerInnen
- Stärkung der Bezüge zwischen allen Bildungsbereichen
Es wird deutlich, dass das ursprünglich an humanistische Bildungsideale angelehnte Konzept (Bildung als Grundbedürfnis der Entwicklung zum Menschen) einem arbeitsmarktpolitischen und an wirtschaftlichen Verwertungsinteressen ausgerichteten Programm gewichen ist. Der Fokus wird an keiner Stelle auf die weltumspannende Agenda 21 oder die ebenfalls von der UNESCO initiierte „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ gelegt. Obwohl Lebenslanges Lernen, wie auch BNE, andauernde, lebensbegleitende Lernprozess darstellen, wird bezweifelt, ob Lebenslanges Lernen aufgrund der Vorherrschaft von Marktinteressen, notwendige Verhaltensänderungen und Lernprozesse für die Verwirklichung der nachhaltigen Entwicklung vermitteln kann.
Unter den 71 Lernenden Regionen aus dem BMBF-Programm befinden sich nur einige wenige, die als Nachhaltigkeitsinitiativen bezeichnet werden können. Die von ihnen bearbeiteten Themen reichen von der Förderung der Umweltbildung über die Qualifikation von Umwelttrainern für den Einsatz in Schulen (generationenübergreifende Lernprozesse) bis zur Etablierung von Nachhaltigkeitsaspekten in die berufliche Ausbildung. Trotz dieser wenigen Berührungspunkte des Förderprogramms mit dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung bestehen zu Beginn der UN-Weltdekade gute Chancen, die hervorragenden, neuartigen Ansätze und Methoden aufzugreifen, um sie für die praktische Naturschutzarbeit verfügbar zu machen.
Mit dem Workshop „Naturschutz und Bildung für nachhaltige Entwicklung - Teil 1: Ziele, Strategien und Perspektiven für Lebenslanges Lernen“, vom 3.-6.12.2006 in der Internationalen Naturschutzakademie (INA) auf der Insel Vilm bei Rügen sollen Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (Naturschutz, Umweltbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Globales Lernen, Wirtschaft, Pädagogik, Entwicklungspolitik, Tourismus, Sport, Edutainment, Erwachsenen- bildung) vernetzt werden, um die Relevanz, Potenziale und zukünftigen Perspektiven der Bildung für nachhaltige Entwicklung und des Lebenslangen Lernens für den Naturschutz zu erörtern und neue Handlungsstrategien zu entwerfen. Der Workshop ist Bestandteil einer Reihe, die in den Jahren 2007 (Globales Lernen) und 2008 (Außerschulische Lernorte) fortgesetzt wird.
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